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Studie

ACE-Hemmer senken Diabetes-Risiko

Bei Bluthochdruck-Patienten mit erhöhtem Risiko für Typ-2-Diabetes könnten ACE-Hemmer gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Neben dem bekannten blutdrucksenkenden Effekt scheinen die Wirkstoffe auch das Diabetes-Risiko zu senken. Darauf deutet jetzt eine große Studie hin.
Annette Mende
23.09.2019  14:00 Uhr

Die Einnahme eines ACE-Hemmers zur Blutdrucksenkung reduziert das Risiko, einen Typ-2-Diabetes zu entwickeln, im Vergleich zu Placebo um 24 Prozent. Auch ein genetisch bedingter niedriger ACE-Spiegel reduziert das Risiko für die Stoffwechselerkrankung. Das berichtete Professor Dr. Marie Pigeyre von der McMaster Universität in Hamilton, Kanada, kürzlich beim Jahrestreffen der diabetologischen Fachgesellschaft EASD in Barcelona.

Die Wissenschaftler um Pigeyre hatten in ihrer Studie mittels Mendelscher Randomisierung nach einem Zusammenhang zwischen ACE-Hemmung und Diabetesrisiko gesucht, weil frühere Untersuchungen einen solchen nahegelegt hatten. Diese Methode bezieht genetische Merkmale der Teilnehmer mit ein, in diesem Fall Gene, die den ACE-Spiegel beeinflussen. Hieraus leiteten die Forscher die Aussage zum Einfluss von ACE-Hemmern auf das Diabetes-Risiko ab.

Die Autoren ermittelten zunächst den Zusammenhang zwischen ACE-Serum-Konzentration und Typ-2-Diabetes-Prävalenz bei 8197 Teilnehmern der ORIGIN-Studie. Dann untersuchten sie an insgesamt knapp 160.000 Teilnehmern des DIAGRAM-Konsortiums (26.676 Typ-2-Diabetiker und 132.532 Kontrollen), ob 17 bestimmte genetische Variationen tatsächlich mit einer erhöhten Typ-2-Diabetes-Prävalenz assoziiert waren. Hieraus leiteten sie einen ACE-Konzentrations-abhängigen genetischen Risikoscore ab, dessen Aussagekraft bezüglich des Typ-2-Diabetes-Risikos sie wiederum an 341.872 Personen in der UK Biobank validierten. Schließlich verglichen sie den Effekt eines genetisch bedingten niedrigen ACE-Spiegels auf das Typ-2-Diabetes-Risiko mit der pharmakologischen ACE-Hemmung anhand einer Metaanalyse von randomisierten, placebokontrollierten Studien mit insgesamt 31.200 Patienten.

»Unsere Ergebnisse sprechen für einen protektiven Effekt der langfristigen ACE-Hemmer-Einnahme auf das Risiko für Typ-2-Diabetes«, so die Autoren in einer Pressemitteilung der Fachgesellschaft. Wie dieser Effekt zustande kommt, solle in weiteren Studien untersucht werden. Sie regen an, das persönliche Typ-2-Diabetes-Risiko des Patienten bei der Wirkstoffauswahl zur Blutdrucksenkung mit zu berücksichtigen und gefährdeten Patienten bevorzugt ACE-Hemmer zu verordnen.

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