25 Jahre Wegbereiter für pharmazeutische Betreuung |
Daniela Hüttemann |
24.11.2022 18:00 Uhr |
Aktuell werden vier Projekte gefördert, die sich in verschiedenen Stadien der Umsetzung befinden. So wird beispielsweise an der Universität Bonn ein Score-System entwickelt, um Patienten mit einem hohen Risiko für arzneimittelbezogene Probleme (ABP) systematisch zu identifizieren. Damit könnte sich auch ermitteln lassen, welche Patienten am dringendsten pharmazeutische Betreuung brauchen und zum Beispiel priorisiert eine Medikationsanalyse als pharmazeutische Dienstleistung angeboten bekommen sollten. Apothekerin Dr. Ronja Woltersdorf stellte die vorläufigen Ergebnisse vor. Die bisherigen Erkenntnisse sollen in einen Fragebogen zur Ermittlung des Risikoscores (in Papierform und als Online-Tool) für die Apotheken vor Ort münden.
Ebenfalls an einem Screening-Tool arbeitet Apothekerin Sara Michiel vom Promotionsprogramm Klinische Pharmazie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Dabei geht es um eine mögliche Reduktion der Medikamentenlast bei Palliativpatienten am Lebensende. Dazu soll ein entsprechendes Tool aus Irland namens STOPPFrail (»Screening Tool of Older Persons Prescriptions in frail adults with limited life expectancy«) für den deutschsprachigen Raum übersetzt und angepasst werden. Die Palliativversorgung und die Mithilfe beim Deprescribing sind denkbare zukünftige Dienstleistungen.
Um die Messung der Effektivität pharmazeutischer Interventionen in Alten- und Pflegeheimen geht es bei einem Projekt der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, das Apothekerin Laura Fährmann vorstellte. Denn nur, wenn sich der Nutzen solcher Leistungen nachweisen lässt, haben sie eine Chance, dauerhaft in den Leistungskatalog der Apotheken und Gesetzlichen Krankenversicherung aufgenommen zu werden.
Ganz neu unter den geförderten Projekten ist CAPAA vom Universitätsklinikum Heidelberg und der Hochschule Esslingen, das im kommenden Februar startet. Dabei geht es darum, wie die öffentlichen Apotheken den Übergang von pflegebedürftigen Patienten vom Krankenhaus in die heimische Umgebung mitgestalten können, genauer gesagt die Zusammenarbeit mit Krankenhaus, ambulanten Pflegediensten sowie den pflegenden An- und Zugehörigen.
Dabei wird unter anderem geprüft, wie ein Gespräch mit der Apotheke direkt nach der Krankenhausentlassung die Arzneimitteltherapie der zu Pflegenden unterstützen kann, denn die Angehörigen seien damit oft so abrupt überfordert und den Pflegediensten fehle mitunter die Zeit dazu, sich genauer mit arzneimittelbezogenen Problemen zu beschäftigen.
»Das machen viele Apotheken vor Ort ohnehin bereits«, erklärte Projektleiterin Professor Dr. Hanna Seidling, doch bislang seien die Apotheken nicht strukturiert eingebunden und würden oftmals erst kontaktiert, wenn konkrete Probleme auftreten. Das Projekt will auch evaluieren, ob sich solche Probleme nicht sogar verhindern und Kosten einsparen lassen, wenn die Apotheken proaktiv eingebunden werden. Daraus könnte auch eine neue pharmazeutische Dienstleistung erwachsen. »Alle vier Projekte könnten für die Arbeit in den öffentlichen Apotheken eine große Rolle spielen«, meinte der Vorstandsvorsitzende Schreiber.