217-mal gegen Covid-19 geimpft |
Theo Dingermann |
05.03.2024 11:00 Uhr |
Von zu häufigem Impfen in kurzer Abfolge raten Experten ab. Denn aus Erfahrung mit chronischen Infektionen mit dem HI- oder Hepatitis-B-Virus weiß man, dass eine ständige Stimulierung des Immunsystems bei zellulären Immunkomponenten Ermüdungseffekte auslösen kann. T-Zellen beispielsweise schütten dann weniger entzündungsfördernde Botenstoffe aus. Das Resultat ist ein geschwächtes Immunsystem.
Die Kasuistik offenbart nun allerdings ein anderes Ergebnis. Der Proband verfügte über eine größere Menge an T-Effektorzellen gegen SARS-CoV-2 als Vergleichspersonen, die gemäß der STIKO-Empfehlung dreifach geimpft waren. Bei den Effektorzellen ließen sich auch keine Ermüdungseffekte feststellen. Vielmehr verhielten sich diese ähnlich effektiv wie die entsprechenden Zellen normal vakzinierter Probanden.
Unauffällig zeigten sich auch die T-Gedächtniszellen. Ihre Zahl war bei dem hypervakzinierten Probanden genauso hoch wie die in einer Vergleichsgruppe. Generell fanden die Forschenden keine Anzeichen für eine schwächere Immunantwort. Tendenziell zeigte sich eher das Gegenteil, beispielsweise auch ein signifikant hoher Titer an SARS-CoV-2-spezifischen Antikörpern. Ebenfalls reagierte das Immunsystem des Probanden unverändert gut auf andere Erreger. Somit scheint das Immunsystem als solches durch die Hypervakzinierung keinen Schaden genommen zu haben.
»Unser Proband wurde mit insgesamt acht verschiedenen Vakzinen geimpft, darunter auch verschiedene verfügbare mRNA-Impfstoffe«, sagt Seniorautor Privatdozent Dr. Kilian Schober in einer Pressemitteilung der FAU. Dass es trotz dieser außerordentlichen Hypervakzinierung nicht zu erkennbaren Nebenwirkungen gekommen sei, belege die gute Verträglichkeit der Präparate.
Die Forschenden betonen allerdings auch, dass sich aus diesem Einzelfall keine generell neuen Schlüsse für Impfempfehlungen für die Allgemeinbevölkerung ableiten lassen. »Nach heutigem Kenntnisstand bleibt eine dreimalige Impfung und gegebenenfalls eine regelmäßige Auffrischung bei vulnerablen Gruppen die Vorgehensweise der Wahl. Darüber hinaus gehende Impfungen sind nicht indiziert«, heißt es in der Pressemeldung der FAU.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.