Bluthochdruck: Neue Leitlinie setzt auf Fixkombinationen |
Zwei europäische Fachgesellschaften haben beim dem Kongress der European Society of Hypertension (ESH) in Barcelona die neue europäische Leitlinie für die Behandlung von Bluthochdruck vorgestellt. Diese war mit Spannung erwartet worden, nachdem US-amerikanische Fachgesellschaften die Definition von Bluthochdruck vor Kurzem geändert hatten, indem sie die Schwellenwerte absenkten. Im Gegensatz dazu halten die Europäer aber an der Definition des Bluthochdrucks von mehr als 140/90 mm Hg fest und setzen verstärkt auf Prävention und Früherkennung: Menschen mit optimalen Blutdruckwerten unter 120/80 mm Hg sollen sich alle fünf Jahre präventiv einer Blutdruckmessung unterziehen, Erwachsene mit hochnormalen Blutdruckwerten (130 bis 139/85 bis 89 mm Hg) mindestens jährlich. Die Publikation der neuen Leitlinie, die von der ESH zusammen mit der European Society of Cardiology erarbeitet wurde, soll im August erfolgen.
«Die US-Leitlinien definieren Bluthochdruck bereits ab Werten von mehr als 130/80 mm Hg, der Grenzwert wurde 2017 unter anderem als Reaktion auf die SPRINT-Studie abgesenkt», erklärt Professor Dr. Peter Trenkwalder, Stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hochdruckliga (DHL), in einer Mitteilung der Gesellschaft. Die europäische Leitlinienkommission hingegen sah für eine solche Empfehlung keine ausreichende Evidenz. «Die neue Leitlinie sieht weiterhin vor, die Mehrzahl der Hypertoniker erst ab einem Blutdruck von 140/90 mm Hg medikamentös zu behandeln.»
Wie die vorherige Leitlinie differenziert sie zwischen einem optimalen Blutdruckbereich (< 120/80 mm Hg), einem normalen (120 bis 129/80 bis 84 mm Hg) und einem hochnormalen (130 bis 139/85 bis 89 mm Hg). Erst darüber liegende Werte werden als krankhaft eingestuft und sollten medikamentös behandelt werden, wenn eine Lebensstiländerung, die bereits Patienten mit hochnormalen Werten empfohlen wird, keine Erfolge gezeigt hat.
«Primäres Ziel muss sein, alle Hypertoniker erfolgreich unter diesen Wert von 140/90 mm Hg, nach Möglichkeit aber in den Normalbereich von unter 130/80 mm Hg zu bringen», sagt Professor Dr. Bernhard Krämer, Präsident der DHL. «Doch derzeit ist die Hälfte aller Menschen mit Bluthochdruck nicht beziehungsweise nicht erfolgreich behandelt», so der Experte. Die Gründe dafür liegen in einer mangelnden Therapietreue der Patienten und in einer immer noch bestehenden Dunkelziffer der Erkrankung.
Auch diese beiden Probleme adressiert die neue Leitlinie. Zum einen empfiehlt sie das genannte Screening, zum anderen soll die Therapietreue durch den Einsatz von Fixdosis-Kombinationen verbessert werden. «Die medikamentöse Therapie soll nun primär als Zweifach-Kombinationstherapie aus einem ACE-Hemmer oder Angiotensin-Rezeptor-Blocker und einem Calciumantagonist oder Thiaziddiuretikum erfolgen», erklärt Krämer. «Die Monotherapie hat als Erstlinientherapie ausgedient.» (ch)
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15.06.2018 l PZ
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