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Parkinson: Neuer Hauttest ermöglicht frühe Diagnose

Deutsche Neurologen haben einen einfachen Hauttest entwickelt, der Hinweise auf eine Parkinson-Erkrankung bereits vor dem Auftreten der typischen Bewegungsstörungen gibt. Dazu reicht eine 5-Millimeter-kleine Hautprobe aus, schreiben die Forscher jetzt in der Fachzeitschrift «Acta Neuropathologica». Mittels Biopsie lassen sich bei Menschen mit REM-Schlafstörungen und Patienten im Parkinson-Frühstadium Ablagerungen von phosphoryliertem α-Synuclein nachweisen. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) und die Deutsche Parkinson-Gesellschaft nennen den Test einen Meilenstein für die Diagnostik und Entwicklung neuer Medikamente. Er soll nicht nur bei der frühzeitigen Diagnose helfen, sondern auch dabei, Probanden für klinische Studien mit neuen Arzneistoffen zu finden, die den Untergang von Nervenzellen verhindern sollen.

Bislang ist eine eindeutige Diagnose meist erst mit den typischen Symptomen wie Steife (Rigor), Zittern (Tremor) und Bewegungsarmut (Akinesie) möglich, die jedoch erst nach jahrelangem Nervenzellsterben auftreten. Zu diesem Zeitpunkt sind schätzungsweise bereits 80 Prozent der dopaminergen Synapsen und bis zu 50 Prozent der Neuronen in der Substantia nigra abgestorben. Der Nachweis von α-Synuclein im Gehirn ist erst nach dem Tod möglich. Frühzeichen wie eingeschränkter Geruchssinn, Depressionen und Verdauungsstörungen gelten als zu unspezifisch. Manche späteren Parkinson-Patienten leiden jedoch vor Krankheitsbeginn unter REM-Schlafstörungen mit aggressiven Träumen und auffälligen Bewegungen im Schlaf. Etwa 85 Prozent der Betroffenen entwickeln im Verlauf von 15 bis 20 Jahren eine Parkinson-Erkrankung. Auch bei REM-Schlafstörungen lassen sich post mortem α-Synuclein-Ablagerung im Gehirn nachweisen. Für diese Patienten ist der neue Test gedacht, der bereits in Marburg zum Einsatz kommt.

2014 konnten erstmals Wissenschaftler um Dr. Kathrin Doppler und Professor Dr. Claudia Sommer aus Würzburg sowie Professor Dr. Wolfgang Oertel aus Marburg α-Synuclein in den kleinen Nervenfasern der Haut nachweisen. Jetzt untersuchten die Forscher Hautproben von 18 Patienten mit REM-Schlafstörungen, 25 Patienten mit frühem Morbus Parkinson sowie 20 gesunden Kontrollprobanden. Die Sensitivität für phosphoryliertes α-Synuclein lag bei dem REM-Patienten bei 55,6 Prozent, bei den Parkinson-Patienten bei 80 Prozent. Bei den gesunden Probanden fanden sich keine Ablagerungen.

«Damit sind wir dem großen Ziel, Parkinson in einem frühen Stadium zu erkennen und zu stoppen, einen wichtigen Schritt näher gekommen», kommentiert Professor Dr. Günther Deuschl, Parkinson-Experte vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Kiel und Präsident der European Academy of Neurology. Denn es fehlen derzeit noch krankheitsmodifizierende Arzneistoffe, um den Untergang der Nervenzellen zu stoppen. Solche Wirkstoffe können ihr Potenzial nur bei Patienten im präklinischen Stadium voll entfalten. Bislang war es jedoch schwierig, entsprechende Probanden für klinische Studien ausfindig zu machen. Für Angehörige von Parkinson-Patienten, die eine erbliche Belastung fürchten, eigne sich der Test nicht, teilte die DGN der Pharmazeutischen Zeitung auf Nachfrage mit. Bisher seien nur Patienten mit REM-Schlafstörungen sicher als Risikogruppe identifiziert. Nur für sie sei der Test standardisiert. (dh)

DOI: 10.1007/s00401-017-1684-z

 

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15.02.2017 l PZ

Foto: Fotolia/ralwel