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Menstruation

Zyklusanomalien könnten kardiovaskuläres Risiko erhöhen

Sehr unregelmäßige oder lange Menstruationszyklen korrelieren mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie eine US-Studie zeigt. Zyklusanomalien sind daher möglicherweise ein nützlicher Biomarker, um Risikopatientinnen für kardiovaskuläre Ereignisse zu identifizieren.
Laura Rudolph
04.11.2022  11:30 Uhr

Unregelmäßige und sehr lange Zyklen sind möglicherweise mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse verbunden. Das zeigt eine Publikation, die kürzlich im Fachjournal »JAMA Network Open« erschien. Ein Forschungsteam um Dr. Yi-Xin Wang von der Harvard School of Public Health in Boston analysierte Zyklusdaten von 80.630 Probandinnen, die zwischen 1993 und 2017 an der der prospektiven Kohortenstudie »Nurses Health Study II« teilgenommen hatten.

Die Frauen waren bei Studienbeginn zwischen 25 und 42 Jahre alt. Per Fragebogen gaben sie eine Selbsteinschätzung über die Dauer und Regelmäßigkeit ihrer Menstruationszyklen in den Alterspannen von 14 bis 17 Jahren, 18 bis 22 Jahren sowie 29 bis 46 Jahren ab.

Von den Probandinnen, zu Studienbeginn durchschnittlich 37,7 Jahre alt, entwickelten 1816 innerhalb der 24-jährigen Nachbeobachtungszeit ihr erstes kardiovaskuläres Ereignis. Modellrechnungen zeigten ein erhöhtes Risiko für Frauen, deren Periode häufig unregelmäßig kam oder komplett ausblieb, verglichen mit Frauen, die regelmäßige Zyklen hatten. Je später die Zyklusanomalien im reproduktiven Alter auftraten, desto größer war der Effekt. Unregelmäßige Zyklen im Alter von 14 bis 17 Jahren waren mit einem 1,15-fachen relativen Risiko für eine kardiovaskuläre Erkrankung verbunden, im Alter von 18 bis 22 Jahren mit einem 1,36-fachen Risiko und im Alter von 29 bis 46 Jahren mit einem 1,40-fachen Risiko.

Ebenso gingen sehr lange Zyklen mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen einher. Dauerten die Zyklen im Alter von 18 bis 22 Jahren im Mittel länger als 40 Tage an, ging dies mit einem 1,44-fachen Risiko einher, verglichen mit Frauen, die in diesem Alter Zyklen mit einer Dauer von 26 bis 31 Tagen aufwiesen. Verlängerte Zyklen im Alter von 29 bis 46 Jahren gingen mit einem 1,30-fachen Risiko einher.

Wie genau verlängerte oder unregelmäßige Zyklen mit dem erhöhten Herz-Kreislauf-Risiko zusammenhängen, ist noch nicht hinreichend erforscht. Im Vergleich zu Frauen mit regelmäßigen Zyklen litten Frauen mit Zyklusanomalien zu Studienbeginn zwar nachweislich öfter an Übergewicht (mittlerer BMI: 27,9 versus 25,0), Hypercholesterinämie (23,5 Prozent versus 15,3 Prozent) und chronischen Bluthochdruck (12,5 Prozent versus 6,5 Prozent). Eine Mediationsanalyse zeigte jedoch, dass diese typischen Risikofaktoren nur für 5,4 bis 13,5 Prozent der kardiovaskulären Ereignisse in der 24-jährigen Nachbeobachtungszeit verantwortlich waren. Zyklusanomalien könnten daher ein nützlicher Biomarker sein, um Frauen mit erhöhtem kardiovaskulärem Risiko zu identifizieren.

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