Zwischen symbolischem Euro und Spitzenpreis |
Die Preise für den Kauf einer Apotheke driften laut einer Apobank-Analyse immer weiter auseinander. / Foto: Fotolia/Pfluegl
Die Analyse basiert nach Angaben der Apobank auf einer Stichprobe von 330 Apothekengründungen, die das Finanzhaus anonymisiert auswertete. Unter dem Begriff Investitionen fasst es sämtliche Einzelinvestitionen wie Umbauten, Geschäftsausstattung, EDV und Kommissionierer zusammen. Die Gesamtinvestitionen beinhalten die Investitionen, den Übernahmepreis und das übernommene Warenlager.
Die höheren Gesamtinvestitionen sind der Bank zufolge vor allem auf den gestiegenen ideellen Wert der Apotheken zurückzuführen (plus 23 Prozent). Dieser orientiert sich unter anderem an der Kundenstruktur, dem bisherigen Umsatz und dem Standort der Apotheke. Der materielle Wert, der die Einrichtung und die IT-Ausstattung umfasst, sowie die Investitionen in das Warenlager, haben sich im Vergleich zum Vorjahr kaum verändert. Insgesamt beliefen sich die gesamten Gründungskosten für die Niederlassung in einer Einzel- beziehungsweise Hauptapotheke inklusive Kaufpreis auf knapp 600.000 Euro. Das entspricht einem Anstieg von 12 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Allerdings bleibt der Markt insgesamt gespalten: 2018 hat zwar jede vierte Apotheke einen Verkaufspreis von mehr als 600.000 Euro erzielt. Dem steht jedoch ein fast genauso großer Anteil (23 Prozent) an Apothekenschnäppchen mit einem Kaufpreis von weniger als 150.000 Euro gegenüber. »Wir registrieren schon seit längerer Zeit zwei entgegengesetzte Entwicklungen«, sagt Daniel Zehnich, Leiter des Bereichs Gesundheitsmärkte und Gesundheitspolitik bei der Apobank. »Auf der einen Seite steigt der Anteil der sehr gut laufenden Apotheken, für die auch die Existenzgründer bereit sind, hohe, teils siebenstellige Kaufpreise zu bezahlen. Auf der anderen Seite stehen zahlreiche kleine Apotheken zum Verkauf, für die nur geringe Preise gezahlt werden.« Tatsächlich sei es ein schmaler Grat zwischen den Apotheken, für die nur ein kleiner oder gar symbolischer Preis gezahlt wird und denen, die mangels Nachfolger schließen und vom Markt verschwinden.
Insgesamt bleibt der Apothekengründungsmarkt nahezu unverändert und ist laut Analyse bereits seit Jahren ein klassischer Übernahmemarkt: Die meisten Gründer kaufen eine Bestandsapotheke, um sich in dieser niederzulassen: 2018 waren es 55 Prozent. Lediglich 3 Prozent entschlossen sich für die Neugründung einer Einzel- beziehungsweise Hauptapotheke und investierten dafür durchschnittlich 440.000 Euro. 31 Prozent haben sich entschieden, ihre Apothekentätigkeit zu erweitern und eine Filiale zu gründen. Auch in diesen Fällen haben lediglich 5 Prozent Filialen neugegründet, denn in der Regel übernahmen die Apotheker auch dafür eine bereits bestehende Offizin (2018: 26 Prozent).
Neben der klassischen Übernahme einer Einzelapotheke wird etwa ein Fünftel der Apotheken im Verbund gekauft. Auch hierfür haben sich 2018 die durchschnittlichen Gesamtinvestitionen erhöht. Ausschlaggebend für den Zuwachs ist auch hier der Anstieg des Kaufpreises von 1,22 Millionen Euro im Vorjahr auf 1,32 Millionen Euro. Denn die Übernahme der Warenlager (325.000 Euro) und weitere Investitionen (77.000 Euro) in die Modernisierung und Ausstattung lagen im Schnitt unter den Vorjahreswerten. »Der erneute Anstieg der Übernahmepreise spricht dafür, dass größere Apothekeneinheiten an Bedeutung gewinnen«, schreibt die Apobank. Die kleinste Verbundvariante aus Haupt- und einer Filialapotheke kommt am häufigsten vor. Doch größere Verbundübernahmen, also mit zwei oder drei Filialen, nehmen zu.
Der Apothekenmarkt verzeichnet immer mehr Offizinen, die als Offene Handelsgesellschaften (OHG) organisiert sind. Diese Form bietet eine gute Möglichkeit, sich mit anderen Apothekern gemeinsam niederzulassen. Die Analyse zeigt, dass sich 2018 etwa 8 Prozent der Apothekengründer als Gesellschafter für die OHG entschieden haben. »Der Trend zur gemeinsamen beziehungsweise geteilten Selbständigkeit scheint sich unter den Apothekern langsam durchzusetzen«, sagt Zehnich. »Bei Ärzten und Zahnärzten sehen wir diese Entwicklung schon seit langem etabliert. Der generelle Kooperationsgedanke der jungen Gründer entspricht oftmals besser ihren Lebensentwürfen, in der die Work-Life-Balance eine wichtige Rolle spielt.«
Aus ihren Studien und dem Beratungsalltag wisse die Bank, dass finanzielle Belastung, Bürokratie und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie die größten Vorbehalte der jungen Apotheker gegen die Selbständigkeit seien. »In einer OHG können allerdings die Investitionen und die unternehmerischen Aufgaben verteilt werden. Gleichzeitig lässt sich die Vertretung auf kurzen Wegen organisieren.«
2018 waren die Existenzgründer, die sich zum ersten Mal niedergelassen haben, im Schnitt 36,3 Jahre alt und damit rund zwei Jahre jünger als in den Jahren davor. Ein Blick auf die Altersgruppenverteilung zeigt, dass der Anteil junger Existenzgründer (bis 39 Jahre) stark gestiegen ist: 73 Prozent der Apothekengründer waren 2018 unter 40 Jahre alt (2017: 60 Prozent). Der Anteil der Gründer ab 45 Jahren ist hingegen deutlich zurückgegangen.
»In der Vergangenheit konnten wir noch vermehrt beobachten, dass sich insbesondere langjährig angestellte Apotheker, nicht selten in Filialleitungsfunktion, für einen späten Schritt in die Selbständigkeit entschieden haben«, resümiert Zehnich. »Diese haben oft die Apotheke ihrer bisherigen Chefs übernommen, auch um eine mögliche Komplettschließung oder Fremdübernahme zu vermeiden. Diese Entwicklung hat sich 2018 deutlich abgeschwächt.« Umso erfreulicher sei es, dass junge Gründer die Selbständigkeit nicht scheuten und sich häufiger als in den Vorjahren für die berufliche Zukunft in einer eigenen Apotheke entschieden.