Zweiter Fall bestätigt Mücken als Überträger |
Christina Hohmann-Jeddi |
24.10.2019 15:02 Uhr |
In Frankreich wurden inzwischen zwei Infektionen mit dem Zika-Virus labordiagnostisch bestätigt. / Foto: Shutterstock/Jarun Ontakrai
Die Gesundheitsbehörde ECDC meldete eine zweite Zika-Infektion bei einer Person, die sich nicht in Endemiegebieten angesteckt haben kann und auch keine Sexualkontakte zu Reisende in diese Regionen hatte. Vor wenigen Tagen wurde eine erste Infektion von der Behörde bestätigt. Beide Erkrankungen seien im August in kurzem zeitlichen Abstand in der südfranzösischen Stadt Hyères aufgetreten, heißt es nun es von der ECDC. Beide seien inzwischen genesen. Nun werde untersucht, ob es noch weitere Fälle gegeben habe. Der zweite Patient wurde durch aktive Tür-zu-Tür-Fallsuche in der Umgebung des Wohnorts des ersten Patienten gefunden, berichtet die Behörde. Ihr zufolge bestätige der zweite Fall die Hypothese, dass die Infektionen lokal durch Mückenstiche erworben wurden.
Nach Kenntnisstand der Behörde handelt es sich um die europaweit ersten dokumentierten autochthonen Übertragungen des Zika-Virus durch hier lebende Asiatische Tigermücken (Aedes albopictus). Diese Art ist in Südeuropa verbreitet. Neben der Asiatischen Tigermücken können auch andere Aedes-Arten, vor allem die Gelbfiebermücke (Aedes aegypti), das Virus übertragen. In den meisten Fällen verläuft eine Infektion unauffällig. Fieber, Kopfschmerzen und Hautrötungen können Symptome sein. Schwere Folgen können aber unter anderem auftreten, wenn sich Frauen früh in der Schwangerschaft mit Zika infizieren. Bei den Säuglingen kann es dann zur sogenannten Mikrozephalie kommen, einer Hirn- und Schädelfehlbildung. Von 2015 an traten Tausende solcher Fehlbildungen in Brasilien auf, als es dort zu einer Zika-Epidemie kam.
In Deutschland sieht das Robert Koch-Institut (RKI) weiterhin kaum Ansteckungsgefahr. »Eine Übertragung von Zika-Fieber in Deutschland ist sehr unwahrscheinlich, weil mehrere sehr unwahrscheinliche Bedingungen zusammentreffen müssten«, erläuterte Klaus Stark, Experte für tropische Infektionen gegenüber der Deutschen Presseagentur. »Ein infizierter Reisender, der das Virus ohnehin nur wenige Tage im Blut hat, müsste nach seiner Heimkehr nach Deutschland auf eine Asiatische Tigermücke treffen.« Diese Wahrscheinlichkeit sei gering, da diese Mückenart außer in einigen Regionen Süddeutschlands hier gar nicht vorkomme. »Andere Mückenarten in Deutschland können keine Überträger sein«, betonte Stark.
Für eine Übertragung durch die Tigermücke müsse es darüber hinaus relativ heiß sein. »Meist geht es um Temperaturen, die bei uns selbst im Sommer eher selten erreicht werden, in Südfrankreich aber schon«, sagte Stark. »Die Asiatische Tigermücke müsste dann einen Heimkehrer stechen, das Virus aus seinem Blut aufnehmen und danach einen anderen Menschen stechen und infizieren.« Alle Fälle von Zika-Fieber in Deutschland betrafen nach RKI-Angaben bisher Reisende, abgesehen von einem einzigen bekannten Fall einer sexuellen Übertragung im Jahr 2016. Sexuell kann die Infektion auch über einen längeren Zeitraum übertragen werden.
Auch Gelbfiebermücken können Zika übertragen. Sie gibt es in Europa mit Ausnahme von Madeira und östlich des Schwarzens Meeres aber bisher nicht. In Frankreich verschlechtern sich die Bedingungen für Tigermücken mit den fallenden Temperaturen des beginnenden Herbstes. Weitere Übertragungen würden vorerst unwahrscheinlicher, hieß es von der ECDC. Das Risiko für die Bevölkerung, auch für Schwangere und deren ungeborene Kinder, werde als gering eingeschätzt.
Die französischen Behörden berichten zudem, dass es seit dem 1. August sieben Fälle von Dengue im südfranzösischen Département Alpes-Maritimes gegeben habe. Im Verwaltungsbezirk Rhône habe es zudem zwei Fälle gegeben, die ebenfalls durch heimische Mücken übertragen wurden. Vereinzelt gab es solche Fälle auch schon in anderen europäischen Ländern. Die weltweite Verbreitung von Dengue-Fieber ist in den letzten Jahrzehnten dramatisch angestiegen.
In Deutschland wurden zudem zwei neue Fälle einer weiteren vektorvermittelten Infektionskrankheit bekannt: Nach dem deutschlandweit ersten Fall einer West-Nil-Virus-Infektion in Sachsen sind auch in Berlin und Sachsen-Anhalt zwei Fälle nachgewiesen worden. Betroffen seien zwei im Spätsommer erkrankte Frauen in Berlin und Wittenberg, sagte Dr. Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg der dpa. Da die meisten Infektionen mit dem West-Nil-Virus mild verlaufen, sei von einer noch höheren Zahl an unentdeckten Infektionen auszugehen.