Zuschuss für PCR-Tests in Apotheken |
Der baden-württembergische Gesundheitsminister Manne Lucha (Bündnis 90/Grüne) hat sich für eine finanzielle Unterstützung der Apotheken bezüglich PCR-Testgeräte eingesetzt (Archivbild). / Foto: Imago Images/7aktuell
Viele Apotheken bieten mittlerweile PCR-Tests direkt in der Offizin an, vom Abstrich bis zur Analyse. Diese sogenannten Point of Care-PCR-Tests oder auch PoC-NAT-Tests liefern innerhalb weniger Minuten bis wenige Stunden ein Testergebnis, benötigen aber ein mehrere Tausend Euro teures Testgerät plus Testkits. Wer die Tests etwa als Bestätigungsdiagnostik anbieten und sie nach der Coronavirus-Testverordnung abrechnen will, erhält derzeit 30 Euro je Test plus 8 Euro je Abstrich. Das ist laut ABDA jedoch für die Apotheken deutlich zu wenig, um die Kosten, insbesondere die Anschaffungskosten der teuren Testgeräte, zu decken. Allerdings ist eine baldige Erhöhung der Vergütung sowie eine Anpassung der Teststrategie geplant.
Weil die Geräte so teuer sind und sich für Apotheken in der Anschaffung bislang kaum lohnen, bietet Niedersachsen bereits einen finanziellen Anreiz, um die Apotheker in der Anschaffung eines solchen Geräts zu unterstützen. Bis zu 3000 Euro pro Apotheke will das Land dafür bereitstellen. Einen ähnlichen Plan verfolgt nun auch Baden-Württemberg. Um die PCR-Testkapazitäten im Südwesten Deutschlands auszubauen, will die Landesregierung den Apotheken für die Anschaffung dieser Geräte rund 750.000 Euro zur Verfügung stellen, informierte das Gesundheitsministerium am Dienstag. Damit sollen 500 Geräte angeschafft werden können. Den Apotheken stehen somit pro Gerät ein anteiliger Zuschuss von 1500 Euro zur Verfügung. Damit soll die Neubeschaffung der Geräte unterstützt werden. Geräte, die bereits im Einsatz sind, sollen damit nicht gefördert werden können. Einer entsprechenden Vorlage des Sozial- und Gesundheitsministeriums stimmte der Ministerrat am Dienstag zu.
»Mit der Finanzierung der PoC-PCR-Geräte bauen wir unsere Testkapazitäten weiter aus«, sagte Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) am Dienstag nach der Kabinettssitzung in Stuttgart. »Apotheken bieten einen niedrigschwelligen Zugang vor Ort und schaffen dadurch beispielsweise auch Freitestmöglichkeiten für medizinisches Personal, wie es die Nationale Teststrategie vorsieht. Die PCR-Testung ist außerdem nach wie vor die Grundlage für die Ausstellung eines Genesenen-Zertifikats.«
Der Landesapothekerverband Baden-Württemberg (LAV) begrüßte diesen Schritt: »Wir halten PCR-Testungen nach wie vor für besonders wichtig. Angesichts dessen, dass die Labore an ihre Kapazitätsgrenzen kommen, ist es sinnvoll, die Apotheken in dieses Testgeschehen stärker einzubinden. Die Entscheidung des Landes, dieses Vorhaben finanziell zu fördern, erleichtert dabei die Beschaffung der nicht ganz preiswerten Geräte«, sagte die Verbandspräsidentin Tatjana Zambo. Im Interview mit der PZ hatte sie vergangene Woche eine Vergütung von 50 Euro je PoC-NAT-Test gefordert. Die Testvergütung soll erhöht werden, eine entsprechende Aktualisierung der Coronavirus-Testverordnung soll in den nächsten Tagen erfolgen.
Die Abwicklung des Antragsverfahrens wird dabei dem Verband übertragen. Dieser arbeitet derzeit an einem Antragsverfahren, das auch einen durch das Land vorgegebenen regionalen Verteilschlüssel berücksichtigen soll, informierte der LAV. Das Ziel sei, dass die interessierten Apotheken schnell Förderanträge stellen können, um dann so zügig wie möglich entsprechende Geräte zu bestellen und in das PCR-Testgeschehen einsteigen zu können, so Zambo. Sobald die Detailregelungen zur geplanten Förderung vorliegen, werde der Verband seine Mitglieder umgehend informieren.
Von den insgesamt etwa 2400 Apotheken in Baden-Württemberg bieten laut Gesundheitsministerium derzeit rund 600 Corona-Tests an. 80 davon führen PCR-Tests, einige davon auch PoC-NAT-Tests, durch. Die verfügbaren PCR-Testkapazitäten in Baden-Württemberg wurden in den vergangenen Wochen von rund 220.000 Testungen pro Woche auf derzeit 325.000 Tests erhöht. Mit den PoC-NAT-Tests soll die Kapazität nochmals kurzfristig und flächendeckend weiter ausgebaut werden, so das Gesundheitsministerium. Bundesweit können derzeit laut Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) rund 3,3 Millionen PCR-Tests pro Woche durchgeführt werden.
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Anmerkung der Redaktion: Die Reaktion und Informationen des LAV wurden am 09. Februar 2022 ergänzt.
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