Zulassung für Osilodrostat |
Kerstin A. Gräfe |
16.01.2020 17:00 Uhr |
Das Cushing-Syndrom ist durch eine krankhaft gesteigerte Produktion von Cortisol gekennzeichnet. / Foto: Adobe Stock/jarun011
Das endogene Cushing-Syndrom ist eine seltene Erkrankung, die durch eine Überproduktion des Nebennierenrinden-Hormons Cortisol gekennzeichnet ist. Dies kann zwei Ursachen haben. Die Mehrzahl der Cushing-Erkrankungen, etwa 70 bis 80 Prozent der Fälle, wird durch einen gutartigen Tumor in der Hirnanhangdrüse ausgelöst, der eine Überproduktion des Hormons Adrenocorticotropin zur Folge hat. Dadurch werden die Nebennieren angeregt, mehr Steroide zu produzieren. Zusätzlich können Tumoren der Nebenniere direkt Cortisol produzieren. Bei Erwachsenen handelt es sich meistens um einen gutartigen Tumor, bei Kindern häufiger um ein Karzinom.
Die Überproduktion der Steroide führt im Körper zu einer Reihe von Veränderungen. So wird unter anderem der Fettstoffwechsel verändert: Die Fette werden im Körper umverteilt und im Gesicht sowie im Rumpf abgelagert. Als Folge bekommen die Patienten ein Vollmondgesicht, einen »Büffelnacken« und einen dicken Bauch. Hingegen werden Arme und Beine durch den Muskelabbau relativ dünn. Zudem können bei Cushing-Patienten Diabetes mellitus oder Osteoporose auftreten.
Bei den meisten Betroffenen steht an erster Stelle eine Hypophysen-Operation, mit der jedoch nicht bei allen eine Remission erreicht wird. Für diese Fälle sind unter anderem die Adrenostatika Metyrapon (Metopiron®) und Pasireotid (Signifor®) zugelassen.
Osilodrostat ist ein Inhibitor der Cortisol-Synthese. Er ist ein starker Hemmstoff der 11β-Hydroxylase (CYP11B1), des Enzyms, das für den letzten Schritt der Cortisol-Biosynthese in der Nebenniere verantwortlich ist. Es hat damit einen ähnlichen Wirkmechanismus wie der Steroid-11β-Hydroxylasehemmer Metyrapon. Osilodrostat hat aber eine vergleichsweise längere Halbwertszeit und muss daher pro Tag anstatt viermal nur zweimal eingenommen werden.
Isturisa wird als 1-mg-, 5-mg- und 10-mg-Filmtabletten auf den Markt kommen. Die Zulassung basiert auf der prospektiven, placebokontrollierten Phase-III-Studie C2301 mit insgesamt 137 erwachsenen Cushing-Patienten. Als häufigste Nebenwirkungen traten Magen-Darm-Erkrankungen, Erschöpfung, Kopfschmerzen, Ödeme und als schwerwiegendste häufige Nebenwirkung eine Nebenniereninsuffizienz auf.