Wirken Lauterbachs Maßnahmen in den Apotheken? |
Melanie Höhn |
13.01.2023 11:00 Uhr |
Laut Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein, ist der Vorschlag des Gesundheitsministers bei vielen Kinderärzten noch nicht angekommen. Deshalb geht er nicht von einer Steigerung der Rezepturen aus. »Es ist vielmehr festzustellen, dass es Kinderärzte sogar vermehrt aus Angst vor Regressen und Wirtschaftlichkeitsprüfungen ablehnen, Rezepturen zu verordnen und so müssen die Eltern diese Rezepte selber zahlen«, sagte Preis auf Nachfrage der PZ. Er plädiert dafür, dass Apotheken bis auf Weiteres kein neues Rezept bei der Ärzteschaft anfordern müssen, um eine Fertigarzneimittelverordnung in eine Rezeptur zu verändern. Denn ohne ein neues Rezept und Rücksprache mit der Arztpraxis könnten Apotheken nicht ohne Weiteres eine Rezeptur abgeben. Dennoch geht der Vorschlag von Lauterbach laut Preis in die richtige Richtung.
Denn auch wenn die Übernahme der Kosten für Rezepturen für die kleinen Patienten durch die Krankenkassen gewährleistet ist, wäre es wichtig in dieser schwierigen Versorgungssituation, dass Apotheken ohne ein neu ausgestelltes Rezeptur-Rezept eine Rezeptur abgeben können, forderte er. »Das ist im Notdienst oder wenn Arztpraxen geschlossen sind, auch die pragmatischste Lösung«, sagte Preis.
Doch wie ist die Lage in anderen Bundesländern? Eine Sprecherin des Apothekerverbands Westfalen-Lippe schilderte, dass die Apotheken mehrheitlich keine Steigerung bei den Verordnungen verzeichnen und auch nicht mehr Rezepturen herstellen.
Von einer gemischten Gemengelage berichtete Carsten Wohlfeil, Geschäftsführer der Apothekerkammer Saarland. Generell sei die Ausstellung von Rezeptur-Rezepten abhängig von der Ansprache der Ärzte durch die Apotheken: »Wenn die Apotheken aktiv auf die Ärzte zugehen und sagen, dass sie keine Fertigarzneimittel mehr haben und um Rezepturen bitten, dann kommen dem auch viele Ärzte nach«, sagte Wohlfeil auf Nachfrage der PZ. Generell seien durchaus immer mehr Ärzte bereit, Rezeptur-Arzneimittel zu verordnen und es gebe weniger Ängste vor Regressen. Dennoch könne dem Arzt diese Angst nur genommen werden, indem entsprechend aufgeklärt werde. Des Weiteren erklärte Wohlfeil: »Wenn es die Möglichkeit gibt, dass Rezeptur-Kinderarzneimittel aus der Wirtschaftlichkeitsprüfung herausgenommen werden, wird das sicher auch ein Ergebnis zeigen. Dennoch müssen aber in den Apotheken Ausgangsstoffe, Fläschchen oder Klebeetiketten vorhanden sein. Das steht dann wieder auf einem anderen Blatt Papier«.
Wohlfeil jedenfalls wünscht sich, dass die Ärzte Wirkstoffverordnungen ausstellen und dann die Apothekerschaft frei wählen kann, »in Abhängigkeit der Verfügbarkeit, ob ein Fertigarzneimittel ausgegeben oder eine Rezeptur hergestellt wird«, so Wohlfeil. »Das wäre der Idealfall und das müssen natürlich die Kassen akzeptieren. Generell wird die Flexibilität der Versorgung ein sehr großes Thema in Zukunft sein. Heute reden wir über Fiebersäfte, morgen dann über Antibiotika.«