Wird zu häufig operiert? |
»Diese neuen Zahlen sollten in die Risikoabschätzung beim Umgang mit den Knoten einfließen, insbesondere auch was die OP-Entscheidung angeht«, so Grußendorf. Das fordert auch die DGE. Momentan werden in Deutschland jährlich rund 56.000 Schilddrüsenoperationen durchgeführt. »Das sind circa 70 Operationen pro 100.000 Einwohner. Im europäischen Durchschnitt liegen die Zahlen jedoch mit 47 Operationen pro 100.000 Einwohner deutlich niedriger.«
Deutschland ist bekanntermaßen ein Iodmangelgebiet. Um Überdiagnostik und Übertherapie zu vermeiden, sollte hier laut der DGE auf ein routinemäßiges Ultraschall-Screening der Schilddrüse verzichtet werden, wenn keine Hinweise auf eine Schilddrüsenerkrankung vorliegen. Wird ein Knoten mit einem Durchmesser von mehr als 1 cm nachgewiesen, sollte zunächst eine Sonografie mit einer standardisierten Befundung nach TIRADS (Thyroid Imaging And Reporting System) erfolgen.
Außerdem rät die Fachgesellschaft, im Blut den TSH-Wert zu bestimmen. Weicht er von der Norm ab, sollten im nächsten Schritt zusätzlich die Schilddrüsenhormone fT4 und fT3 gemessen werden. »Ebenso empfehlen wir die Bestimmung des Calcitonin-Wertes«, so der Experte. Dadurch könnten die in etwa 0,5 Prozent der Fälle auftretenden sogenannten C-Zell-Karzinome frühzeitig entdeckt werden.
Hat man sich entschieden, den Knoten zu beobachten, sollte man ihn nach sechs bis zwölf Monaten erneut per Ultraschall kontrollieren und bei weiterhin unauffälligem Befund eine weitere Nachkontrolle nach zwei bis drei Jahren durchführen. »Da bei initial unauffälligen Schilddrüsenknoten danach nur noch sehr wenige Malignome auftreten, muss der Stellenwert einer langjährigen Nachsorge jedoch kritisch hinterfragt werden«, ergänzt Grußendorf.