»Wir werden nicht lockerlassen« |
Laura Rudolph |
15.06.2023 09:00 Uhr |
Bezüglich des Faktenblatts, das das BMG am 05. Juni zur »Situation der Apotheken 2023 – Auf einen Blick« veröffentlicht hatte, hat der Kammerpräsident eine klare Meinung: »Wer den Unterschied zwischen Ertrag und Umsatz nicht kennt, dem ist nicht zu helfen. Das BMG nennt es Faktenblatt – ich nenne es ein Armutszeugnis.« Unter den aktuellen Rahmenbedingungen sei es wenig verwunderlich, dass es für Apothekeninhaber immer schwieriger werde, einen Nachfolger zu finden.
Unterstützung erhielt die Protestaktion nicht nur von Apothekenteams, sondern auch von Vertretern der Hausärzte, Patienten und Arzneimittelhersteller, dem pharmazeutischen Großhandel und aus der Landespolitik.
In einer Diskussionsrunde bei der Kundgebung bedauerte Margareta Ewers, Vorsitzende des Bundesverbands der PTA (BVpta), etwa die derzeit schlechten Aufstiegschancen von PTA. Frank Dieckerhoff, Vizepräsident der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, brachte seine Freude über die hohe Protestbeteiligung der Apothekenteams zum Ausdruck.
Mit allerlei kreativen Plakaten demonstrierten die Apothekenteams. / Foto: AVNR/Alois Müller
Dr. Michael Kuck, Vorstandsvorsitzender des Pharmagroßhändlers Noweda, beleuchtete die Probleme von Pharmagroßhändlern. So sorgten die Lieferengpässe bei diesen etwa zu einem enormen Kommunikationsaufwand, um Apotheken über die Lieferfähigkeit von Arzneimitteln zu informieren.
Dr. Hubertus Cranz, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Arzneimittel-Hersteller (BAH), bezeichnete die Lieferengpasssituation als fatal. Die bereits lange geforderte Diversifizierung der Arzneimittelherstellung sei nicht geschehen und resultiere in immer weniger (Generika-)Präparaten auf dem Markt.
Auf den Aspekt des Fachkräftemangels gingen Michelle Pohst, Apothekeninhaberin aus Düsseldorf, und Agah Tzavit-Oglou, angestellter Apotheker aus Köln, ein. Sie betonten, dass der bürokratische Aufwand in Apothekern dringend verringert werden müsse und bessere politische Rahmenbedingungen geschaffen werden müssten, um den Beruf des (selbstständigen) Apothekers wieder attraktiver zu machen.
Auch seitens der Ärzteschaft erhielt der Protest Unterstützung. Dr. Oliver Funken, Vorsitzender des Hausärzteverbands Nordrhein, betonte: »Die Vor-Ort-Apotheken sind Teil eines ganzen Systems, das bei ihrem Zusammenbruch mit ihnen zusammenbrechen würde.« Überdies bedeuteten die andauernden Lieferengpässe auch für Ärzte eine Mehrarbeit und die notgedrungene Umstellung von Medikamenten für den Patienten ein Risiko.