»Wir werden nicht lockerlassen« |
Laura Rudolph |
15.06.2023 09:00 Uhr |
Man kämpfe überdies gegen die mangelnde Wertschätzung seitens der Politik, unangemessene Retaxationen und den »Präqualifizierungswahnsinn« – für eine bessere Patientenversorgung ohne Lieferengpässe.
Zur im Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG) vorgesehenen Lieferengpasspauschale von 50 Cent – umgerechnet die Vergütung von etwa einer halben Minute Arbeitszeit einer pharmazeutischen Fachkraft – hat Preis eine klare Meinung: »In welcher Welt leben unsere Politiker in Berlin denn? Herr Lauterbach, gehen Sie endlich in eine Apotheke und lassen Sie sich erklären, was wir tagtäglich leisten müssen.«
Thomas Preis bei der Kundgebung der Großdemonstration / Foto: AVNR/Alois Müller
Bei dem vorgesehenen 50-Cent-Betrag wisse man nicht, ob man lachen oder weinen solle, findet auch Dr. Armin Hoffmann, Präsident der Apothekerkammer Nordrhein (AKNR). Er richtete zunächst seine Grußworte an die Demonstranten: »Ich freue mich, dass Sie so zahlreich der Aufforderung zum heutigen Protest nachgekommen sind. Es kann nicht sein, dass die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung immer mehr kaputtgespart wird – deshalb ist es nötig und lohnt sich, laut zu protestieren.«
Die Politik in Berlin müsse endlich verstehen, dass mehr Geld ins System fließen muss. »Lieferengpässe bedeuten etwa, dass hustenden Kindern nicht geholfen werden kann oder lebenswichtige Antibiotika nicht verfügbar sind – und das nur, weil Krankenkassen und das Bundesgesundheitsministerium (BMG) sparen, sparen und sparen wollen.« Wenn es sich für Arzneimittelhersteller nicht mehr lohne, Arzneimittel in Deutschland zu vertreiben, riskiere das Menschenleben.
Hoffmann kritisierte in seiner Protestbotschaft insbesondere die mangelnde Wertschätzung durch die Politik: »In den vergangenen drei Jahren Pandemie haben wir in den Vor-Ort-Apotheken stets gezeigt, dass auf uns Verlass ist – und nun werden wir verlassen.« Es sei an der Zeit, der Bevölkerung und vor allem der Politik klar zu machen, welche Auswirkungen dies auf die Zukunft der Vor-Ort-Apotheken und die Versorgung der Bevölkerung hat.
Trotz ihrer wichtigen Funktion würden die Apotheken weiter finanziell belastet, sei es durch die Inflation, gestiegene Energiekosten oder die Sparpolitik der Bundesregierung. »Alles steigt. Das einzige, das stagniert und sogar sinkt, ist die Honorierung der Apotheken.«