| Daniela Hüttemann |
| 26.06.2023 15:00 Uhr |
»Selbstständig zu sein, heißt eben auch, man arbeitet selbst und ständig – das schafft man nicht in 40 Stunden pro Woche oder einer Vier-Tage-Woche«, machte Preis deutlich. Insbesondere in der Startphase sei die Belastung hoch. »Sie werden der Letzte sein, der die Apotheke abends zuschließt und auch dann ist die Arbeit noch nicht zu Ende.« Es gebe keine bezahlten Krankheitstage mehr und auch mit weniger Urlaubstagen sei zu rechnen.
Thomas Preis hat sich 1990 selbstständig gemacht. »Das waren auch keine einfache Zeiten. Trotzdem würde ich es wieder machen – auch heute.« / Foto: AVNR/Alois Müller
Die Belastung sei nicht nur körperlich hoch, sondern auch psychisch. Man trage die Verantwortung für seine Angestellten, nehme Kredite mit langen Laufzeiten auf und bewege jeden Tag viel Geld. Das alles gehe nur, wenn der Partner und die Familie hinter einem stehen. Diese Voraussetzung sei von größter Wichtigkeit. »Und Sie selbst müssen zu 100 Prozent hinter Ihrem Projekt stehen, denn Sie sind der Treiber – ohne Ihre Motivation passiert nichts.«
Aber nicht nur im Privaten braucht es verlässliche Partner – auch wenn es um Finanzen, Steuern und die Wahl der richtigen Apotheke geht, braucht man Rückendeckung. Hier sollte man sich Berater suchen, die sich im Apothekenmarkt auskennen, riet Preis. »Besuchen Sie ein Gründungsseminar Ihrer Kammer oder Ihres Verbands und klären Sie für sich, zu welchen Fragen Sie Beratung brauchen und wer Ihnen je nach Fragestellung am besten weiterhelfen kann.« Das gelte nicht nur für die Gründungsphase, sondern auch darüber hinaus.
Dann muss der Finanzplan erstellt werden: Wie groß ist der Kapitalbedarf in der Startphase? Welche Kosten kommen kurz- und langfristig auf mich zu? Wie viel Geld steht mir zur Verfügung? Dann sollte man die Angebote verschiedener Kreditinstitute überprüfen und sich dabei auch erkundigen, welche Fördermittel von EU, Bund, Bundesland oder auch Kommune infrage kommen.
Für sich selbst sollte man die Frage klären, wie hoch der eigene Verdienst ausfallen soll, sodass man langfristig davon leben kann. Dabei sollte man auch an Altersvorsorge, Versicherungen, Absicherung der Familie inklusive Vorsorge für den Todesfall et cetera denken. »Vertauschen Sie nicht Umsatz mit Ertrag – so wie das Bundesgesundheitsministerium in seinem Fakten-Papier zu den Apotheken«, sagte Preis leicht augenzwinkernd.