Wieder Luft für Rotznasen |
Der Schleim muss raus: erst Nase putzen, dann Nasenspray anwenden. Das löst verstopfte Nasen. / Foto: Getty Images/Imgorthand
Die weitaus größte Gruppe der Rhinologika bilden die schleimhautabschwellenden Nasensprays und -tropfen, die Dekongestiva. Die enthaltenen α-Sympathomimetika Oxymetazolin (wie Nasivin®, Wick® Sinex avera) oder Xylometazolin (wie Olynth®, Otriven®, Schnupfen endrine®) bewirken eine lokale Verengung der Blutgefäße in der Nasenschleimhaut. Die Tatsache, dass sie die Beschwerden einer laufenden oder verstopften Nase innerhalb kürzester Zeit effektiv bessern, dürfte ihre Beliebtheit bei Schnupfen-Geplagten ausmachen. Die Wirkung hält fünf bis acht Stunden an. Insofern reicht eine zwei- bis dreimalige Anwendung aus.
Wichtig ist, bei der Abgabe in der Apotheke auf die beschränkte Anwendungsdauer von sieben bis zehn Tagen hinzuweisen. Andernfalls besteht die Gefahr einer Rhinitis medicamentosa, also eines medikamentös ausgelösten Dauerschnupfens. Bei zu lang dauernder oder zu häufiger Anwendung von α-Sympathomimetika kommt es zu einer verstärkten Durchblutung der Nasenschleimhaut. Dies fühlt sich an, als sei die Nase „verstopft“. In der Folge greifen Betroffene erneut zum abschwellenden Nasenspray. Dieser Effekt kann durch das Konservierungsmittel Benzalkoniumchlorid verstärkt werden. Mit der Zeit haben Anwender das Gefühl, nicht mehr ohne Nasenspray auskommen zu können.
Bei lokaler Anwendung sind systemische Nebenwirkungen von α-Sympathomimetika bei Erwachsenen nicht zu befürchten. Auch Schwangere mit Erkältungsschnupfen können abschwellende Nasentropfen ohne Bedenken maximal eine Woche anwenden. Bei Säuglingen allerdings ist die Anwendung topischer α-Sympathomimetika selbst in niedrigen Dosierungen umstritten, da systemische Nebenwirkungen nicht sicher auszuschließen sind. Als Ersatz können für Babys stattdessen isotonische Kochsalz- oder Meersalzlösung empfohlen werden (wie Rhinomer® babysanft).
Mittlerweile gibt es zahlreiche abschwellende Nasesprays und -tropfen im Handel, die ohne Konservierungsstoffe auskommen. Spezielle Dosiersprühpumpen beziehungsweise Ventiltechniken (COMOD®-Dosiertropfer, 3K®- Dosiersprühfläschchen) verhindern die Kontamination des Inhalts bei der Applikation (wie Hysan® Schnupfen- oder Salinspray).
Das ist von Vorteil, da diese Substanzen die Schleimhäute austrocknen und die Bewegung der Flimmerhärchen in der Nase hemmen können. In Nasalia wird fast ausschließlich Benzalkoniumchlorid verwendet, nur selten auch Kaliumsorbat, Benzylalkohol oder 4-Hydroxybenzoesäuremethylester. Vor allem Benzalkoniumchlorid hat ein deutliches allergenes und auch zytotoxisches Potenzial. Präklinische Daten zeigten sowohl in vitro als auch in vivo, dass es konzentrations- und zeitabhängig die Zellmorphologie der Mukosa schädigt und die Zilienschlagfrequenz bis hin zum irreversiblen Stillstand hemmt.
Bei stärker verstopfter Nase oder wenn zusätzlich die Nebenhöhlen in Mitleidenschaft gezogen sind, geraten Topika an ihre Grenzen. Dann können systemische a-Sympathomimetika wie Pseudoephedrin eine wirksame Alternative sein. Auf dem deutschen Markt sind sie nur in Kombination mit weiteren Wirkstoffen verfügbar, etwa mit den Analgetika Ibuprofen (wie Boxagrippal®, Ratiogrippal®), Paracetamol (wie Wick® DayNait) oder Acetylsalicylsäure (wie Aspirin® sinucomplex) oder dem Antihistaminikum Triprolidin (wie Rhinopront®). Da unerwünschte Wirkungen auf Herz und Kreislauf möglich sind, sind diese Präparate bei älteren Erwachsenen mit Vorerkrankungen, bei Kindern unter zwölf Jahren, Schwangeren und Stillenden kontraindiziert.