Wie Sportler Infekte vermeiden können |
Annette Rößler |
22.05.2025 15:00 Uhr |
Kein Sportler will bei einem wichtigen Wettkampf krank sein. Um Infekten vorzubeugen, sollten Sportler einige Grundregeln beachten, die seit der Pandemie allgemein bekannt sein sollten. / © Getty Images/Oliver Rossi
Sport ist prinzipiell gut für das Immunsystem. »Regelmäßiges, moderates Sporttreiben kann nachweislich die Infektzahlen reduzieren und beeinflusst insgesamt die Infektanfälligkeit positiv«, sagte Professor Dr. Bernd Wolfarth von der Berliner Charité kürzlich bei einem von der Firma Heel gesponsorten Symposium beim Internistenkongress in Wiesbaden.
Zu viel ist aber schädlich: Nach sehr hohen Belastungen komme es vorübergehend zu einer leichten Immunsuppression und einer erhöhten Infektanfälligkeit. Dieses sogenannte Open Window bestehe nach der Belastung über 24 bis 72 Stunden. »In dieser Zeit sind die natürlichen Killerzellen und T-Lymphozyten herunterreguliert«, informierte der Sportmediziner.
Sind Menschen, die intensiv Sport treiben, deshalb also häufiger krank? Mitnichten. »Grundsätzlich sehen wir nicht, dass Leistungssportler infektanfälliger sind als Normalpersonen«, sagte Wolfarth. In einer Beobachtungsstudie mit norwegischen Elite-Skilangläuferinnen und -läufern seien Atemwegs- und Magen-Darm-Infekte nicht häufiger gewesen als in der Allgemeinbevölkerung. Es gab jedoch einzelne Athleten, die infektanfälliger waren als andere. Tendenziell waren dies eher die weniger erfolgreichen Sportler. Sie seien beim Training in der Gruppe vermutlich häufiger als die leistungsstärkeren gezwungen, an ihre Grenzen zu gehen, was die Infektanfälligkeit erhöhe, begründete Wolfarth.
Athletenunabhängige Risikofaktoren für Infekte waren Wettkämpfe und Flugreisen. »Beides bedeutet Stress«, fasste der Referent zusammen. Stress ist – genauso wie schlechte Schlafqualität/kurze Schlafdauer, Menschenansammlungen, ungewohnte Umweltfaktoren wie Höhe, Hitze, schlechte Ernährung oder auch trockene/kalte/verschmutzte Luft, die in anderen Studien als Risikofaktoren identifiziert wurden – ein bekanntes Immunsuppressivum.
Weil bei Sportlern also dieselben Rahmenbedingungen relevant sind wie in der Allgemeinbevölkerung, gelten auch dieselben Ratschläge zur Prävention und Behandlung von Atemwegsinfekten. Im Zentrum stehe eine gute Schleimhautpflege, also ausreichende Flüssigkeitszufuhr, gegebenenfalls die Anwendung eines Corticosteroid-haltigen Nasensprays bei Vorliegen einer Allergie sowie eines abschwellenden Nasensprays mit Xylometazolin oder Euphorbium bei verstopfter Nase. Das Pflanzenpräparat sei dem α-Sympathomimetikum laut Studiendaten nicht unterlegen, habe auch die Einschränkung der auf maximal sieben Tage begrenzten Anwendungsdauer nicht und weise zusätzlich eine antivirale Aktivität auf.
»Wenn sie diese Empfehlungen hören, sind insbesondere ambitionierte Athleten oft etwas enttäuscht«, berichtete Wolfarth, der unter anderem als Arzt der deutschen Olympiamannschaft viele Spitzensportler betreut. Doch Prävention brauche nicht kompliziert zu sein; zur Vermeidung von Atemwegsinfekten seien die Maßnahmen am effektivsten, die alle in der Covid-19-Pandemie kennengelernt hätten: Abstand halten, häufig die Hände waschen, in geschlossenen Räumen mit vielen Menschen FFP2-Maske tragen.
Wenn es einen aber doch einmal erwischt hat – wann darf man nach einem grippalen Infekt wieder mit dem Sport beginnen? Hier müsse man unterscheiden, ob es um eine Wiederaufnahme des Trainings oder gleich um einen Wettkampf geht, so Wolfarth. Empfehlungen zum Wiedereinstieg in den Sport nach Covid-19, die er zusammen mit einer Gruppe weiterer Experten 2022 im Fachjournal »Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin« veröffentlichte, können als Blaupause auch für andere Atemwegsinfekte dienen. »Grundsätzlich gilt: drei Tage Symptomfreiheit vor Vollbelastung«, fasste Wolfarth die wichtigste Botschaft zusammen.
Zur Symptomlinderung bei akuten Atemwegsinfekten empfehle er außer einem abschwellenden und pflegenden Nasenspray Phytopharmaka mit Myrtol beziehungsweise Cineol als Sekretolytika, bei Bedarf Antiphlogistika, Vitamin C und Zink sowie begleitend Inhalation und Akupunktur.