Wie schützt man ältere Menschen vor Dehydrierung? |
Jeder Schluck zählt, ob Wasser oder Kaffee. / Foto: Getty Images/Maskot
Alte Menschen haben oft ein geringeres Durstgefühl. Dem Geschäftsführer der Diakoniestation in Schöneberg, Michael Nehls, zufolge wird zudem der Flüssigkeitsverlust bei Hitze stärker. In der ambulanten Pflege sei ein genauer Blick auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr umso wichtiger, da die Patienten viel Zeit allein verbrächten.
Es handle sich oft um ältere Menschen, die dement oder altersvergesslich seien. Hinzu komme ein weiteres Problem: «Ältere Menschen, die inkontinent sind, neigen dazu, weniger zu trinken, um ihr Inkontinenz-Problem in den Griff zu kriegen», sagt Nehls.
Vor allem im Sommer ist es jedoch gerade für ältere Menschen überlebenswichtig, genügend zu trinken, egal, ob warm oder kalt. Denn hohe Außentemperaturen führen laut Robert-Koch-Institut (RKI) im Sommer regelmäßig zu deutlich erhöhten Sterberaten, insbesondere bei Älteren. Die Gründe werden als vielfältig beschrieben: Es gebe Todesfälle durch Hitzschlag, aber auch komplexere Fälle, etwa wenn vorher schon Herz-Kreislauf- oder Lungenerkrankungen bestanden. Für den Sommer 2022 geht das RKI von geschätzt rund 4500 Hitzetoten bundesweit aus.
«Wenn man die Patienten kennt, merkt man schon am Reden, wenn sie nicht genug getrunken haben», sagt die Pflegekraft Ramona Rössner von der Diakonie Schöneberg. Das Sprechen falle dann schwerer, die Patienten seien fahrig oder hätten eine trockene Zunge. Regelmäßig müsse sie sie ans Trinken erinnern und stelle an mehreren Orten in der Wohnung Wasserflaschen auf.
Auch wenn Rössner nicht müde wird, Lieblingsgetränke zuzubereiten und mit Wasser oder Kaffee anzustoßen, weiß sie: «Wir können die Menschen nicht zum Trinken zwingen.» Durch gutes Zureden klappe es aber meist. Ihr Trick: «Du trinkst, ich trinke.» So sorgt die Pflegerin auch gleich dafür, dass sie selbst genügend trinkt und geht mit gutem Beispiel voran, ohne pädagogisch erhobenem Zeigefinger. Wenn sich ein Patient in einem brenzligen Zustand befinde, müsse im Notfall ein Arzt gerufen werden. Aber: «So einen Fall hatte ich bisher Gott sei Dank noch nicht.»
Damit das Pflegepersonal der Diakonie Symptome einer Dehydrierung früh erkennt, hat Geschäftsführer Nehls einen Hitzemaßnahmenplan entwickelt. Aufgelistet sind unter anderem Merkmale, die auf Gesundheitsprobleme hinweisen. Dazu zählen Kurzatmigkeit, plötzliche Verwirrtheit, Erbrechen und Schwächegefühl.
Es werden pflegerische Maßnahmen (leichte Kleidung, keine dicken Decken, wenig Sonneneinstrahlung) und Tipps für die Küche (kalte Suppe, wasserreiches Obst, Lieblingsgetränke) sowie die richtige Belüftung aufgelistet. Das lässt sich auch bei ambulant gepflegten Senioren umsetzen. Außerdem werden den Mitarbeitern Tipps für den eigenen Hitzeschutz an die Hand gegeben.