Wie oft nachts aufs Klo ist normal? |
Bei Männern im höheren Alter ist es oft die wachsende Prostata, die ein (mehrfach) nächtliches Aufstehen erforderlich macht. Das sollte mit dem Urologen besprochen werden. / © Getty Images/Sergey Dogadin
Raus aus dem Bett, rauf aufs Klo: eine nächtliche Routine, die viele kennen. Bei so manchem bleibt es nicht bei einem einzigen Toilettengang in der Nacht – es werden zwei, drei, vier, fünf. Der Leidensdruck bei Betroffenen ist oft groß, schließlich wird die Nachtruhe massiv gestört. Nykturie lautet der medizinische Fachbegriff für Harndrang in der Nacht.
Bis zu zweimal nachts aufstehen und die Blase entleeren, ist normal, erklärt die Urologin Professor Dr. Daniela Schultz-Lampel, die Direktorin des Kontinenzzentrums Südwest am Klinikum Schwarzwald-Baar in Villingen-Schwenningen ist. Wer regelmäßig häufiger als zweimal während der Schlafenszeit zur Toilette muss, sollte die Ursache von einer Ärztin oder einem Arzt abklären lassen. Erste Anlaufstelle ist die Hausarztpraxis. Gut vorbereitet ist, wer zuvor ein Miktionstagebuch geführt hat.
Um das eigene Trinkverhalten zu analysieren, kann ein sogenanntes Miktionstagebuch helfen. Darin notieren Betroffene mindestens zwei Tage lang ihre Trinkmenge und die Häufigkeit ihrer Toilettengänge. Anhand dieser Notizen lassen sich schnell Auffälligkeiten erkennen und kleine Veränderungen anstoßen.
Woran liegt es, dass einige mehrmals nachts aufstehen müssen, um auf die Toilette zu gehen? Der nächtliche Ausflug ins Badezimmer hat nicht immer mit einer drückenden Blase zu tun. »Manchmal ist die Schlafqualität schlecht und man steht dann wie zum Zeitvertreib auf und geht zur Toilette«, erklärt Schultz-Lampel. In vielen anderen Fällen ist ein Druck auf die Blase tatsächlich da.
Die möglichen Ursachen sind vielfältig:
Darüber hinaus können auch bestimmte Verhaltensweisen den nächtlichen Harndrang beeinflussen, zum Beispiel ein Trink-Fehlverhalten geben. »Wer tagsüber vergleichsweise wenig und dafür abends nach 18 Uhr zwei Liter trinkt, muss sich nicht wundern, wenn mehrfach nachts die Blase drückt«, sagt Schultz-Lampel.
Die Trinkmenge gut über den Tag zu verteilen, ist ein guter Anfang. Und man sollte darauf achten, was genau man am Abend trinkt. »Manche Tees und Softdrinks können harntreibend sein, daher auf solche Getränke abends eher verzichten«, sagt Schultz-Lampel. Dazu zählen zum Beispiel Pfefferminz- oder Brennnesseltee sowie Cola aufgrund des darin enthaltenen Koffeins. Auch Bier kann harntreibend wirken.
Was man noch tun kann, hängt von der Ursache für den nächtlichen Harndrang ab. Wer entwässernde Medikamente einnimmt, sollte mit Arzt oder Ärztin besprechen, ob ein für abends verordnetes Präparat früher am Tag eingenommen werden kann.
Und: »Bei Frauen mit einer überaktiven Blase kann ein spezielles Beckenboden-Training helfen«, so Urologe Guan. Dabei lernen Betroffene unter Anleitung, Abstände zwischen den Toilettengängen durch Anspannen des Beckenbodens zu verlängern.
Ist es sinnvoll, einfach einzuhalten und wieder einzuschlafen? Lieber nicht. »Das ist ungesund, da der Blasenmuskel dadurch mit der Zeit seine Dehnbarkeit verliert«, warnt Guan. Die Folge: Die Blase kann sich nicht mehr zusammenziehen und ganz entleeren – das kann schmerzhafte Folgen haben.
»Bei einer überaktiven Blase oder einer vergrößerten Prostata können Medikamente helfen«, so Guan. Auch eine Botox-Gabe kann im Fall einer überaktiven Blase wirkungsvoll sein. Dabei injiziert der Arzt Botox in die Blasenwand, wodurch sich die Muskulatur dort entspannt. Die Wirkung hält über mehrere Monate, dann muss die Injektion wiederholt werden.
Produziert der Körper nachts zu viel Urin, kann man vor dem Schlafengehen ein Medikament mit dem Wirkstoff Desmopressin einnehmen – das Hormon, das die nächtliche Urinproduktion reguliert. So wird die Urinproduktion reduziert. »Dies bedarf aber einer regelmäßigen Kontrolle der Blutwerte und sollte bei alten und herzkranken Menschen nicht gegeben werden«, so Schultz-Lampel.