Wie Lärm der Gesundheit schaden kann |
»Lärmbelästigung stört tägliche Aktivitäten, stört Gefühle und Gedanken, den Schlaf und die Erholung«, erklärt der DGPM-Experte. Die Unterbrechungen lösten negative emotionale Reaktionen wie Ärger, Distress, Erschöpfung, Fluchtimpulse und Stresssymptome aus. »Solche Zustände fördern auf Dauer die Entstehung von Depressionen.«
Dies bestätigt laut der DGPM die groß angelegte Gutenberg-Gesundheitsstudie am Beispiel der Mainzer Bevölkerung, die zu einem großen Teil unter Lärmbelästigung durch den nahen Frankfurter Flughafen leidet. »Mit zunehmender Lärmbelästigung stiegen die Raten von Depressionen und Angststörungen kontinuierlich an, bis sich die Risiken bei extremer Belästigung schließlich verdoppelten«, schildert Beutel.
Andere Untersuchungen wiesen in dieselbe Richtung, heißt es weiter. So fand eine Metaanalyse eine Steigerung des Risikos für Depressionen um 12 Prozent pro Lärmzunahme um 10 Dezibel. Eine weitere Untersuchung stellte einen Zusammenhang zwischen nächtlicher Lärmbelästigung und der Einnahme von Antidepressiva fest.
Gemäß Gutenberg-Studie empfänden Menschen Fluglärm als stärkste Belastung, gefolgt von Straßen-, Nachbarschafts-, Industrie- und Bahnlärm, informiert die DGPM weiter. Dabei trete Lärm am häufigsten in Ballungsgebieten auf, die auch Luftverschmutzung produzieren – etwa Feinstaub. »Feinstaub steht ebenfalls unter Verdacht, Ängste und Depressionen zu fördern«, so Beutel. »Denn die kleinen Feinstaubpartikel können in die Blutbahn gelangen und dort Entzündungsprozesse auslösen, die wiederum mit Depressionen in enger Wechselwirkung stehen.«
Die Zusammenhänge zwischen Lärm, Luftverschmutzung und psychischen Störungen sollten daher weiter erforscht werden, betont der DGPM-Experte. »Bisher verfügen wir ausschließlich über Querschnittsstudien, also Momentaufnahmen, die nur eine begrenzte Aussagekraft besitzen«, so Beutel. »Wir benötigen unbedingt hochwertige Längsschnittstudien, um gegebenenfalls Präventionsmaßnahmen ableiten zu können.«
»Die Beschaffenheit des Wohnumfelds beeinflusst das Auftreten von Depressionen – und dazu gehört auch Lärm, dessen Auswirkungen lange vernachlässigt wurden«, resümiert der Psychosomatik-Experte aus Mainz.