Wie gut kennen Krebspatienten ihre Medikamente? |
Daniela Hüttemann |
03.02.2023 17:30 Uhr |
Häufige Krebserkrankungen wie Brust- und Lungenkrebs werden vermehrt im häuslichen Setting mit Tabletten und Kapseln behandelt. Dabei tragen die Patienten oder ihre Angehörigen viel Eigenverantwortung und sollten sich sicher im Umgang mit den Medikamenten fühlen. / Foto: Getty Images/FatCamera
Orale Krebsmedikamente sind mitunter genauso potent wie Zytostatika, die viele Patienten als Chemotherapie-Infusionen kennen. Sie werden mittlerweile immer häufiger auch bei häufigen Tumorarten wie Brust- und Lungenkrebs eingesetzt. Ein sorgfältiger Umgang und die korrekte Anwendung sind äußerst wichtig, um die erwünschte Wirkung zu erzielen, aber auch um Nebenwirkungen unter Kontrolle zu halten und Haushaltsangehörige nicht zu gefährden.
Dementsprechend umfangreich werden Krebspatienten und gegebenenfalls ihre Angehörigen zu Beginn der Behandlung informiert. Wie gut können die Erkrankten diese Informationsflut bewältigen? Und auf welche Verständnisprobleme müssen die behandelnden Ärztinnen und Ärzte besonders eingehen? Diesen und weiteren Fragen geht ein neues Forschungsprojekt nach, das von der Deutschen Krebshilfe in den kommenden drei Jahren mit mehr als 330.000 Euro gefördert wird.
Durchgeführt wird das Projekt »Arzneimittelkompetenz bei Patientinnen und Patienten mit oraler Tumortherapie« (AMIKO) von einem Forschungsteam aus Pharmazie, Medizin und Psychologie der Universitäten Bonn und Köln sowie vom Medizinischen Versorgungszentrum am Oskar-Helene-Heim in Berlin. Projektleiter ist Professor Dr. Ulrich Jaehdevom Pharmazeutischen Institut der Universität Bonn.
Zunächst entwickeln die Forschenden einen Fragebogen, mit dem sich die Arzneimittelkompetenz der Patienten messen lässt. Dabei werden sowohl die Blickwinkel der Patienten als auch die der Behandelnden berücksichtigt. Dann sollen die Patienten in die Lage versetzt werden, Informationen über Arzneimittel zu verstehen und auf dieser Grundlage informierte Entscheidungen im Alltag zu treffen.
»Diese Fähigkeiten spielen besonders bei der oralen Tumortherapie eine zentrale Rolle, da die Patientinnen und Patienten im Gegensatz zu einer Chemotherapie per Infusion wesentlich mehr für den Erfolg ihrer Therapie mitverantwortlich sind«, sagt Jaehde.
Geplant sind unter anderem 30 Interviews mit Patienten und deren Angehörigen. Dabei soll auch die Beziehung der Patienten zu ihren Behandelnden untersucht werden. Der vorläufige Fragebogen soll in einer Studie mit 300 Teilnehmenden aus verschiedenen onkologischen Praxen getestet werden.
»Ziel dieser Patientenbefragung ist es, alle Punkte des Fragebogens noch einmal kritisch zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen«, erläutert der Onkologe Privatdozent Dr. Markus Schuler, Medizinisches Versorgungszentrum am Oskar-Helene-Heim in Berlin. Außerdem solle mit Hilfe des Fragebogens der Einfluss der Arzneimittelkompetenz auf andere therapierelevante Parameter untersucht werden, wie etwa die Therapietreue. Nach Abschluss des Projekts soll der Fragebogen helfen, diejenigen Patienten zu erkennen, die besonders von zusätzlichen Beratungs- und Informationsangeboten zu ihren Arzneimitteln profitieren würden.