Wie geht man beim Kauf einer Apotheke vor? |
Daniela Hüttemann |
27.06.2023 18:00 Uhr |
Neben den Kennzahlen ist die Lage entscheidend. Hierbei wichtigster Punkt: »Ohne Arzt funktioniert die Apotheke nicht«, betonte Schniedermeier. Sind verschiedene Ärzte im Umfeld – und wie alt sind diese? »Es nutzt nicht, wenn derzeit zwar viele Arztpraxen dort sind, aber auch die Ärzte dort kurz vor dem Ruhestand sind und keinen Nachfolger haben.« Auch eine Konkurrenzanalyse gehört dazu (wie viele andere Apotheken gibt es in der Umgebung, wie stehen diese da, bietet sich hier demnächst eine Übernahme als Filiale an?).
Besonderes Augenmerk verdient der Mietvertrag für die Räumlichkeiten der Apotheke. »Der Mietvertrag sollte langfristig sein, am besten so lange wie der Kredit, der zur Apothekenfinanzierung aufgenommen wird«, erklärte Schniedermeier.
Die jetzige und künftige Verkehrs- und Infrastrukturlage sowie die regionale Wirtschaftslage sollten berücksichtigt werden – ziehen neue Einwohner zu, gibt es in der Nähe ein Neubaugebiet, wird ein Einkaufszentrum oder Supermarkt als Frequenzbringer gebaut oder gar ein Ärztehaus? Und liegt meine Apotheke dann auch auf der richtigen Straßenseite, auf den Laufwegen? Gibt es einen Kundenparkplatz? Liegen Pflegeheime im Einzugsgebiet, die ich beliefern könnte?
Auch weitere Verträge, zum Beispiel mit Heimen, Lieferanten und Personal, sollte man sich anschauen, ebenso die Einrichtung und Ausstattung inklusive Kommissionierer. Wie viel Investitionsbedarf besteht noch? »Der Preis setzt sich dann letztlich zusammen aus Warenlager, Ausstattung und Firmenwert«, so Schniedermeier. Doch gerade letzterer sei eben schwierig zu ermitteln und nicht immer ganz objektiv.
Findet man das passende Angebot, gelte es, einen für beide Seiten fairen Kaufpreis zu vereinbaren. Der alte Inhaber hat sicherlich bestimmte Preisvorstellungen für sein Lebenswerk, aus dem er oft auch seinen Ruhestand noch finanzieren muss. Allerdings hat er meist seine Kredite schon abgezahlt. Manchmal lohne es sich als Käufer, etwas zu warten, bis ein Verkäufer angesichts der derzeitigen Marktlage eine realistische Vorstellung entwickle. Verhandlungsgeschick sei natürlich immer gefragt. Manchmal helfe auch eine gewisse Offenheit, was dem neuen Inhaber abzüglich aller Kredite und Investitionskosten überhaupt übrig bleiben würde, um den alten Inhaber zu überzeugen.