Wie geht man beim Kauf einer Apotheke vor? |
Daniela Hüttemann |
27.06.2023 18:00 Uhr |
Die Kreditzinsen sind zuletzt wieder deutlich gestiegen – die Treuhand rechnet mit 30.000 Euro mehr als noch letztes Jahr auf den Kaufpreis. Inflation, steigende Energiepreise und Gehälter – all das sollte man auf dem Schirm haben. Viele abzugebende Apotheken hätten Modernisierungsbedarf. »Es muss sich auch für den neuen Inhaber lohnen, daher sollten beide Parteien auf jeden Fall verhandeln«, so Schniedermeier.
Die Verhandlungen könnten und dürften sich durchaus ziehen. Grundsätzlich sollten Existenzgründer mit zwei bis drei Jahren von der Entscheidung bis zur eigentlichen Übernahme rechnen. Kauft man als Angestellter die Apotheke vom derzeitigen Chef, könne es schneller gehen, ebenso bei der Übergabe innerhalb der Familie.
Übrigens nehme als Betriebsform die OHG zu, ob in der Familie oder mit Studienkollegen. »Wichtig ist hierbei, vorher über alles zu sprechen, auch wie viel Zeit und Arbeitskraft man einbringen will und wie der Gewinn aufgeteilt werden soll«, so Schniedermeier. »Es ist wie bei einer Ehe – Sie sollten sich vor der Vertragsunterzeichnung sicher sein und keine Bauchschmerzen haben.« Und noch eine Parallele gibt es: Seinen Mitinhaber sieht man vermutlich mehr Stunden am Tag als den Ehepartner. Am häufigsten sei aber immer noch die Apothekenübernahme durch Einzelkäufer.
»Es gibt nicht den einen Wert einer Apotheke und auch nicht die eine Bewertungsmethode«, ergänzte Sebastian Pohlmann, Direktor Private Banking der Apobank-Filiale Düsseldorf, in seinem Vortrag. Eine gesetzliche Vorgabe gebe es hier nicht. Auch er griff einige der oben genannten Punkte wie den Mietvertrag (mindestens zehn bis 15 Jahre) auf und erklärte, dass sich vor allem über den ideellen Wert der Apotheke verhandeln lasse.
Wie sich der Traum von der eigenen Apotheke finanzieren lässt, erklärte Sebastian Pohlmann von der Apobank. / Foto: AVNR/Alois Müller
Der materielle Wert lasse sich durch öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer ermitteln. Aber ob ein solch ermittelter Wert auch realistisch sei, hänge eben von der Marktsituation und den Verhandlungspartnern ab. »Als Kaufinteressenten ermitteln wir zunächst mit Ihnen, wie viel Sie zahlen können und wollen und was Sie am Ende des Monats quasi als Ihr Gehalt herausbekommen wollen. Dann rechnen wir aus, ob das mit diesem Objekt realisierbar ist und der Kaufpreis für Sie tragbar ist«, erklärte Pohlmann. Das hänge auch von der Höhe des eigenen Engagements ab.