Wie die Apotheke zur Nachhaltigkeit beitragen kann |
Brigitte M. Gensthaler |
15.04.2024 16:30 Uhr |
Mit vielen Einzelmaßnahmen kann die Apotheke ihren ökologischen Fußabdruck verkleinern. / Foto: Adobe Stock/Parradee
Eine Gesprächsrunde mit Pharmaziestudierenden zum Thema »Klimarettung im weißen Kittel«, die Sven Lobeda vom Sächsischen Kammervorstand moderierte, eröffnete den Fortbildungskongress beim Sächsischen Apothekertag am vergangenen Wochenende in Dresden. »In der Apotheke spüren wir die Auswirkungen des Klimawandels unter anderem an einem verstärktem Beratungsbedarf zu Hitze, zur ganzjährigen Allergie- und Zeckensaison oder zum Wandel von Infektionskrankheiten«, sagte Diplom-Pharmazeutin Nicole Neitzke von der Martin-Luther-Universität Halle/Wittenberg im Impulsreferat.
Die korrekte Anwendung und Entsorgung von Arzneimitteln solle Teil des Beratungsgesprächs sein, auch um Arzneimittelrückstände in der Umwelt möglichst gering zu halten, empfahl Neitzke. Bei Kundenwünschen gelte es, die Indikation zu hinterfragen. Mehr Prävention und die Reduktion unnötiger Arzneimitteleinnahmen dienten der Therapiesicherheit und der Umwelt. Die Apothekerin empfahl zudem, auf bestimmte Medikationen besonders zu achten; zum Beispiel können Antihypertensiva bei großer Hitze stärker wirken oder Diuretika eine Dehydratation fördern.
Andererseits könnten auch die Apotheken selbst nachhaltiger werden, verbrauchen sie doch durchschnittlich etwa 25 Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr. Sie sollten betriebsintern eine Person mit Verantwortlichkeit für Nachhaltigkeit und Klimaschutz festlegen und kritisch die eigenen Gewohnheiten betrachten. Schon einfache Maßnahmen wie Botendienste zu Fuß oder per Fahrrad, LED-Lampen oder die zeitweise Abschaltung der Leuchtanzeige könnten die Energiebilanz der Apotheke verbessern.
Zum ressourcenschonenden Arbeiten gehört auch, Wasser zu sparen, Abfall zu vermeiden und zu trennen sowie Müll in Labor und Rezeptur korrekt zu entsorgen. Über ein hohes Müllaufkommen durch Verpackungsmaterial, also Pappe, Plastik und Füllmaterial, berichtete Dr. Maike Fedders vom Krankenhaus St. Georg in Leipzig in der anschließenden Diskussion. Problematisch sah sie auch Einweg-OP-Instrumente. Die Chefapothekerin nannte Beispiele, wie man praktische Lösungen für die Entsorgung von flüssigen Arzneimitteln und Infusionslösungen auf Station entwickeln, Röntgenkontrastmittel-Rückstände sammeln und umweltschädliche Inhalationsanästhetika reduzieren kann – auch wenn dies Geld und Aufwand koste. »Nachhaltigkeit ist essenziell und sollte immer in die täglichen Prozesse mit einfließen.«
Die Leipziger Apothekeninhaberin Claudia Sehmisch berichtete über Maßnahmen in ihrer Apotheke: Botendienste zu Fuß und per E-Bike, gebündelt an drei Tagen pro Woche, digitale Lieferscheine vom Großhandel und konsequente Papiervermeidung. In der Medikationsberatung achte das Team auch auf Umweltaspekte. Sie rief die Studierenden auf, neue Ideen für mehr Nachhaltigkeit in Apotheken einzubringen.
Klimaziele und -themen müssten im Studium verankert werden, forderte Emily König von der Fachschaft Pharmazie in Leipzig. Schonender Umgang mit Material, Chemikalien, Strom und Wasser sollten vom ersten Semester an vermittelt werden. Zugleich regte sie an, Ausschüsse für Nachhaltigkeit in den Kammern und Verbänden zu etablieren. König: »Nachhaltiges Handeln sollte selbstverständlich werden.« In Apotheken könne man damit die Mitarbeitenden und Kunden begeistern und vom Nutzen der Maßnahmen überzeugen.