Wie Deutschland die Ukraine im Winter unterstützt |
Melanie Höhn |
21.12.2022 09:00 Uhr |
Dass die Ukraine dringend Nothilfe benötigt, bestätigt auch die Apothekerin Margarethe Zinser aus dem Ukraine-Koordinationsteam von Apotheker ohne Grenzen (AoG). Die Organisation unterstütze die Ukraine weiter mit regelmäßigen Hilfslieferungen – allerdings seien seit Sommer die Spendengelder drastisch zurückgegangen, was das Handeln schwieriger mache. Es müsse nun mehr abgewogen werden, welches Hilfsgesuch angenommen werden könne und welches nicht – dennoch habe die Organisation seine Partnerschaften vor Ort intensiviert.
»Wir freuen uns immer, wenn eine Lieferung angekommen ist. Die Menschen sind sehr dankbar«, erzählt Zinser. Was genau gebraucht werde, sei aber schwierig zu identifizieren, weil es sich jeden Tag ändere. Zudem sei die Versorgungslage im Winter sehr angespannt, Energie und Wasser seien knapp und das Abwasser funktioniere nicht richtig – dies fördere die Gefahr von Infektionen. »Wir blicken angespannt auf den Winter«, sagt die Apothekerin. »Man ist sehr ohnmächtig. Die Infrastruktur ist kaputt, den Menschen ist es nicht mehr möglich, sich zu versorgen.«
Ein weiteres großes Problem unter der ukrainischen Zivilbevölkerung: Mit ihren letzten finanziellen Mitteln würden die Menschen ihre Häuser wintertauglich machen und Reparaturen erledigen, die durch die Luftangriffe entstanden sind. Das Geld werde jedoch nicht mehr dafür genutzt, ihre Medikation zu bezahlen, die gegebenenfalls benötigt werde. »Es ist eine humanitäre Vollkatastrophe«, sagt Zinser.
Gut eingestellte Erkrankungen würden sich wieder verschlechtern, der Gesundheitszustand vieler Menschen sei kritisch. Da AoG auch mit ukrainischen Kliniken zusammenarbeitet, weiß man, dass der Bedarf an Antibiotika, Schmerzmitteln oder Desinfektionsmitteln weiterhin groß ist. »Wir versuchen aber auch gezielt mit Medikamenten für chronische Erkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck zu unterstützen «, so Zinser. Dramatisch zugenommen hätten auch die psychischen Erkrankungen, die eine Dauermedikation benötigen – AoG sei in ständigem Austausch mit seinen Partnern vor Ort.