Wenn die Regel ausbleibt |
Übermäßige körperliche Betätigung und langanhaltende starke psychische Belastungen wirken sich bei einigen Frauen ebenfalls negativ auf den Hormonhauhalt aus. »Stress oder auch viel Sport können Einfluss auf das neuroendokrine System nehmen und somit zu einem Periodenverlust führen«, sagte Professor Dr. Christoph Dorn, Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe sowie Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin vom Facharzt-Zentrum für Kinderwunsch, Pränatale Medizin, Endokrinologie und Osteologie in Hamburg der PZ.
Der Wille, den eigenen Körper zu perfektionieren, kann junge Frauen zu übermäßigem Training antreiben. In Extremfällen kann es zu Amenorrhoe kommen. / Foto: Getty Images/massimo colombo
Bei den Betroffenen verändert sich die stoßweise verlaufende Ausschüttung des Gonadotropin-Releasing Hormons (GnRH) aus dem Hypothalamus. Dadurch gehen auch die Sekretion des Luteinisierungshormons (LH) und des follikelstimulierenden Hormons (FSH) aus der Hypophyse zurück. Beide spielen eine wichtige Rolle im weiblichen Zyklus. »Auch andere Sekretionsmuster, zum Beispiel von Leptin oder Adiponektin, verändern sich. Der Körper adaptiert sich an diese Stresssituation mit dem Ziel, nur noch lebensnotwendige Körperprozesse zu erhalten und dazu gehört nicht die Reproduktion mit Eisprung und Menstruation«, erklärte Dorn.
Ignorieren Frauen das Problem, verschlimmern sie ihren gesundheitlichen Zustand. Eine Folge des gestörten Hormonsystems ist, dass die Knochendichte irreversibel abnimmt. Knochenmasseverluste von 2 bis 6 Prozent pro Jahr sind ohne Periode möglich. Besonders kritisch ist das bei jungen Frauen, die ihre maximale Knochendichte noch nicht erreicht haben. Bereits in jungen Jahren haben sie ein erhöhtes Osteoporoserisiko. Für Frauen mit Kinderwunsch bedeutet die ausbleibende Regelblutung, dass vorerst nicht an eine Schwangerschaft zu denken ist.
Bleibt die Regelblutung bei Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter aus, sind zunächst eine Schwangerschaft sowie ein früher Beginn der Wechseljahre auszuschließen. Wichtig ist, die Ursache im Einzelfall zu finden. Dazu sind eine gute Anamnese und eine gründliche körperliche Untersuchung erforderlich. Liegen organische Grunderkrankungen wie eine Entgleisung der Schilddrüse vor oder produzieren Eierstock beziehungsweise Nebenniere zu viele männliche Hormone? Auch der Lebensstil der Frau ist zu prüfen: Wie viel Sport treibt sie, wie sieht ihr Essverhalten aus? Schwankt ihr Gewicht stark? »Durch eine zusätzliche umfassende endokrinologische Abklärung kann die Ursache in mehr als 90 Prozent der Fälle identifiziert werden«, so der Experte.
Die Therapie richtet sich nach der Ursache. Ist die Amenorrhoe Folge einer Grunderkrankung, zum Beispiel einer Schilddrüsenfehlfunktion oder eines prolaktinproduzierenden Tumors, gilt es, diese Krankheit zu behandeln. Leiden Betroffene unter Stress, können Entspannungstechniken wie Yoga oder autogenes Training helfen. Unter- und Übergewichtige sollten ihr Körpergewicht normalisieren. Dazu kann in schweren Fällen eine psychotherapeutische Behandlung erforderlich sein, insbesondere wenn Krankheiten wie Magersucht, Bulimie oder Binge-Eating vorliegen. Extrem ehrgeizige Sportlerinnen müssen ihrer Gesundheit zuliebe womöglich ihr Trainingsvolumen reduzieren. Unterstützend zu diesen Maßnahmen können Frauen Phytopharmaka einnehmen, die wie Mönchspfeffer bei Regelbeschwerden helfen können und hormonregulierend wirken sollen. Es kann dann immer noch Monate dauern, bis die Regelblutung wieder einsetzt. Auch eine lebenslange Amenorrhoe kann entstehen.
Um sich bis zur Wiederkehr der natürlichen Menstruation vor den gefährlichen Folgen einer Amenorrhoe etwa bezüglich der Knochendichte zu schützen, kann eine Hormontherapie helfen. Dazu sagte Dorn: »Das kann durch Estrogene und Gestagene etwa als Hormonersatztherapie oral oder besser transdermal geschehen, aber auch durch ein Kontrazeptivum mit Estrogenen. Dieser hormonelle Schutz ist zwingend notwendig.«