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Lungenentzündung

Wenn Atemwegsinfektionen gefährlich werden

Lungenerkrankungen sind nicht nur ausgesprochen häufig, sie sind auch eine der häufigsten Todesursachen. Das machte Professor Dr. Robert Bals beim Fortbildungskongress Pharmacon in Schladming deutlich.
Christina Hohmann-Jeddi
23.01.2020  10:00 Uhr

Im Winter haben Viren Hochzeit. »Gerade jetzt ist die richtige Zeit für banale virale Atemwegsinfekte«, sagte der Mediziner vom Universitätsklinikum des Saarlandes beim Winterkongress Pharmacon in Schladming. Eine ganze Reihe von Viren können diese klassischen grippalen Infekte auslösen: Neben Influenza A und B nannte der Referent Adenoviren, Parainfluenzaviren, das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) und Rhinoviren. Gerade die letzten drei seien für einen großen Teil der akuten Atemwegsinfekte verantwortlich. Die typischen Symptome sind Schnupfen, Husten, Kopf- und Gliederschmerzen und eventuell Fieber. In den allermeisten Fällen heilen die Infektionen von selbst wieder aus, berichtete Bals.

In den Medien deutlich mehr Aufmerksamkeit als die Erkältungsviren erhalten die Influenzaviren, die Erreger der echten Grippe. Diese Erkrankung kann deutlich schlechtere Verläufe nehmen. Gefürchtet ist eine Grippeerkrankung auch deswegen, weil als Komplikation eine bakterielle Superinfektion der Lunge, eine Pneumonie, hinzukommen kann. Influenzaviren sind hochansteckend, weshalb im stationären Bereich bei Aufnahme der Patienten rasch abgeklärt werden muss, ob sie mit Grippeviren infiziert sind, da sie isoliert werden müssen, berichtete Bals. Hierfür stehen inzwischen Schnelltests in Krankenhäusern zur Verfügung, die das Erreger-Erbgut mittels PCR innerhalb einer Stunde nachweisen könnten.

Bei Erkältungen steht eine symptomatische Therapie im Vordergrund, bei einer diagnostizierten Influenza kann zudem ein Neuraminidase-Hemmer eingesetzt werden. Der antivirale Wirkstoff verhindert die Freisetzung der Viren aus der Wirtszelle nach der Vermehrung. Die Behandlung sollte möglichst innerhalb der ersten 48 Stunden nach Auftreten der ersten Symptome begonnen werden, sagte Bals. Hauptsächlich greift man dabei auf Oseltamivir zurück, weil dies anders als Zanamivir oral verabreicht werden kann. Der M2-Membranprotein-Hemmer Amantadin spielt keine große Rolle mehr, da er nur gegen Influenza-A-Viren wirkt und zudem eine Reihe von Nebenwirkungen hervorrufen kann.

Lungenentzündung mit hoher Letalität

Abzugrenzen von den banalen Atemwegsinfektionen sind Lungenentzündungen. »Die Pneumonie ist eine sehr häufige Erkrankung und häufige Todesursache«, berichtete der Referent. Charakterisiert ist sie durch Fieber, Husten mit Auswurf, Rasselgeräusche der Lunge und Sauerstoffmangel. Zur Diagnose ziehen Mediziner neben dem Abhören der Lunge auch Röntgenaufnahmen des Organs heran. Zudem sind im Blut typischerweise die Entzündungsmarker erhöht. Die Lungenentzündung ist vor allem bei älteren Menschen eine gefährliche Erkrankung, bei der rasch gehandelt werden muss, stellte Bals klar. »Die Letalität ist höher als bei einem Herzinfarkt.« Die überwiegende Mehrheit der Pneumonien wird durch Pneumokokken verursacht, in zweiter Reihe stehen Staphylokokken und Escherichia coli.

Für den behandelnden Arzt ist es wichtig, nach der Herkunft des Erregers zu fragen, denn bei ambulant erworbenen Pneumonien liegen in der Regel andere Erreger vor als bei im Krankenhaus erworbenen, weshalb auch eine andere Therapie nötig ist. Bei ambulant erworbenen Pneumonien (CAP – Community-Acquired Pneumonia) wird je nach Schweregrad der Erkrankung mit Amoxicillin, Amoxicillin plus Clavulansäure oder ein Cephalosporin eingesetzt. Bei CAP-Patienten ohne Risikofaktoren ist Amoxicillin das Mittel der Wahl. »Ciprofloxacin ist kontraindiziert, da es gegen Pneumokokken nicht wirkt.«

Nosokomiale Pneumonien (HAP – Hospital-Acquired Pneumonia) werden vor allem durch Enterobakterien verursacht sowie durch Haemophilus influenzae, Staphylokkoken und Streptokokken. Dabei bereiten multiresistente gramnegative Erreger zunehmend Schwierigkeiten, die unter dem Begriff ESKAPE zusammengefast werden, berichtete Bals: »Gerade die ESKAPE-Erreger machen uns das Leben schwer.« Für diese multiresistenten Stämme von Enterococcus faecium, Staphylococcus aureus, Klebsiella pneumoniae, Acinetobacter baumannii, Pseudomonas aeruginosa und Escherichia coli gebe es kaum noch Therapieoptionen. Da ein Antibiogramm aber zwei Tage brauche und man keine Zeit verlieren dürfe, müsse man sofort mit der Antibiose beginnen und die Therapie dann je nach Befund zur Resistenzlage umstellen, so Bals.

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