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Neue Daten, bereits veraltet?

Weniger Hospitalisierungen unter Remdesivir

Neuen Daten des Herstellers Gilead zufolge senkt eine dreitägige ambulante Behandlung mit Remdesivir die Hospitalisierungsrate von Covid-19-Risikopatienten. Verglichen wurde mit Placebo – was mittlerweile allerdings schon nicht mehr up to date ist.
Annette Rößler
24.09.2021  13:30 Uhr

Die neuen Ergebnisse zu seinem antiviralen Wirkstoff Remdesivir (Veklury®) wird Gilead kommende Woche bei einem Fachkongress präsentieren und kommunizierte sie vorab bereits per Pressemitteilung. Demnach handelt es sich um eine Auswertung einer randomisierten, doppelblinden Phase-III-Studie, für die 562 Probanden berücksichtigt wurden. Diese waren an Covid-19 erkrankt, aber nicht hospitalisiert, obwohl sie ein hohes Risiko für einen schweren Verlauf der Viruserkrankung aufwiesen. Die Hälfte der Teilnehmer erhielt an drei aufeinanderfolgenden Tagen Remdesivir intravenös, die andere Hälfte Placebo-Infusionen.

Der zusammengesetzte primäre Endpunkt lautete Hospitalisierung oder Tod jeglicher Ursache bis Tag 28. Kein Studienteilnehmer starb in diesem Zeitraum, sodass die ermittelte 87-prozentige Risikoreduktion im Verum-Arm (0,7 Prozent der Teilnehmer versus 5,3 Prozent im Placebo-Arm) allein durch eine gesenkte Hospitalisierungsrate zustande kam. Patienten im Remdesivir-Arm mussten innerhalb von 28 Tagen zudem seltener erneut medizinische Hilfe in Anspruch nehmen als Patienten unter Placebo (1,6 Prozent versus 8,3 Prozent).

Gilead weist darauf hin, dass die Rekrutierung für diese Studie im April 2021 vorzeitig gestoppt worden war, weil sich unterdessen die Epidemiologie geändert hatte und alternative Behandlungsoptionen zur Verfügung standen. Nichtsdestotrotz seien weiter Ergebnisse generiert worden und Behandler und Probanden nicht entblindet worden. Aus Sicht des Herstellers ergänzen die neuen Ergebnisse jene der ACTT-1- und anderer Studien, in denen Veklury die Erholung von Covid-19-Patienten beschleunigt und die Wahrscheinlichkeit für ein Fortschreiten der Erkrankung gesenkt habe.

G-BA sieht nur geringen Zusatznutzen

Die neuen Daten bestätigen damit, was bereits bekannt war: Remdesivir kann für Risikopatienten einen Vorteil bringen, wenn es bei einer SARS-CoV-2-Infektion früh im Krankheitsverlauf gegeben wird. Folgerichtig hatten zuletzt auch das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) und der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) einen Zusatznutzen für bestimmte Patienten anerkannt. Während allerdings das IQWiG bei erwachsenen Patienten mit einer Pneumonie, die zu Therapiestart lediglich eine Low-Flow-Sauerstofftherapie benötigen, einen beträchtlichen Zusatznutzen attestierte, stufte der G-BA das Ausmaß des Zusatznutzens auf »gering« herab und führte als Begründung Unsicherheiten bei den angewendeten Therapiealternativen und eine teils heterogene Studienlage an.

Studien, die zu Beginn der Pandemie durchgeführt wurden, seien nur eingeschränkt auf die heutige Versorgungssituation bei Covid-19 übertragbar, erläuterte der G-BA-Vorsitzende Professor Dr. Josef Hecken in einer Pressemitteilung. Gegenüber dem Beginn der Pandemie könnten Patientinnen und Patienten aufgrund der gewachsenen Therapieerfahrungen nun generell anders und besser behandelt werden, insbesondere auch wegen des Einsatzes von Dexamethason, so Hecken.

Remdesivirs Stellenwert in der Therapie von Covid-19-Patienten werden somit wahrscheinlich auch diese neuen Daten nicht nennenswert verbessern können. Denn mit den monoklonalen Antikörpern Casirivimab und Imdevimab (REGEN-COV™) von Roche und Regeneron sowie Bamlanivimab und Etesevimab von Eli Lilly gibt es mittlerweile eine harte Konkurrenz in der Indikation »Verhinderung des Fortschreitens von Covid-19 bei Risikopatienten«. Gerade erst hat sich die Weltgesundheitsorganisation (WHO) offiziell für den Einsatz von Casirivimab/Imdevimab ausgesprochen, während ihre Negativempfehlung für Remdesivir vom November 2020 nach wie vor Bestand hat.

Nach Einschätzung der WHO senkt die Antikörper-Kombination nicht nur das Risiko für schwere Verläufe, sondern auch die Sterblichkeit. Dies auch für Remdesivir überzeugend zu belegen, ist Gilead trotz weiterer Auswertungen von zum Teil positiven Signalen bei Patientensubgruppen aber noch nicht gelungen.

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