Welche Rolle spielt die Resilienz? |
Brigitte M. Gensthaler |
20.09.2023 18:00 Uhr |
Psychotherapeutin Wuttke hält Stressreduktion und Resilienzförderung für essenziell in der Prävention und Begleitung von Demenzpatienten. »Stress ist toxisch für Menschen mit Demenz.«
Ältere Menschen und ihre Angehörigen gerieten häufig in einen Teufelskreis. Sie bemerken Gedächtnisprobleme; daraus entwickeln sich negative Gedanken, Wut, Angst und Scham; diese fördern sozialen Rückzug, Passivität und den kräftezehrenden Aufbau einer Fassade; der Abbau von sozialen Kontakten und positiven Aktivitäten verstärkt wiederum den kognitiven Abbau. An- und Zugehörige versuchten zu motivieren und Gedächtnisprobleme zu korrigieren: ein Potenzial für Streit und Konflikt und somit Stress.
»Stressreduktion ist immer Resilienzförderung und Resilienz ist vor allem in der Anfangsphase einer Demenz wichtig«, sagte Wuttke. Um die psychische Widerstandsfähigkeit, trotz Widrigkeiten gesund zu bleiben, zu fördern, sei die soziale Dimension am wichtigsten. Als soziale Resilienzfaktoren nannte Wuttke die wahrgenommene soziale Unterstützung, eine gute Beziehungsqualität sowie Zugang zu Unterstützungsmöglichkeiten und positiven Aktivitäten.
Hobbys, soziale Kontakte und Lebensfreude: essenziell mit und trotz Erkrankung., / Foto: Shutterstock/wavebreakmedia
»Das soziale Netz auszubauen, ist enorm wichtig für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen, aber das ist auch die größte Hürde.« Viele Angehörige würden zu spät Hilfe suchen, weil sie denken: »es geht ja noch,« und das sei fatal.
Für den Alltag empfahl Wuttke drei kleine Übungen der Resilienz-Intervention:
- positive Aktivitäten aufbauen und Hobbys wieder aufnehmen: »Für jede Pflicht im Alltag soll es einen Ausgleich geben«.
- Den Blick für positive Erlebnisse im Alltag schärfen und ein »Positivtagebuch« führen: »Schreiben Sie jeden Tag drei Dinge auf, über die Sie sich gefreut haben und für die Sie dankbar sind«.
- Soziale Unterstützung vorbereiten: »Schreiben Sie auf, wen es im sozialen Umfeld gibt, der Sie unterstützen kann.« Weil dies den meisten Menschen sehr schwerfällt, rät Wuttke: »Fragen Sie sich: Wenn dieser Mensch mich um Hilfe bittet, würde ich dann ablehnen?«