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Mehr Aufklärung nötig

Welche Risiken hat Analverkehr für Frauen?

Im »British Medical Journal« machten zwei Wissenschaftlerinnen kürzlich darauf aufmerksam, dass anorektaler Geschlechtsverkehr unter heterosexuellen Paaren immer häufiger wird und dass es an Aufklärung über gesundheitliche Risiken jenseits sexuell übertragbarer Krankheiten für Frauen mangelt. So könnten etwa Fissuren oder Stuhlinkontinenz die Folge sein.
AutorKontaktCarolin Lang
Datum 26.08.2022  13:30 Uhr

Anorektaler Geschlechtsverkehr unter heterosexuellen Paaren wird immer häufiger, berichten die Autorinnen Dr. Tabitha Gana und Dr. Lesley M. Hunt vom Northern General Hospital in Sheffield, UK. In Großbritannien sei der Anteil unter den 16- bis 24-Jährigen in den vergangenen Jahrzehnten von 12,5 Prozent auf 28,5 Prozent gestiegen. Ähnliche Tendenzen seien in den USA zu beobachten, wo 30 bis 44 Prozent der Männer und Frauen über Erfahrungen mit anorektalem Geschlechtsverkehr berichten würden.

Die individuelle Motivation für die Sexualpraktik sei dabei unterschiedlich: Neben Vergnügen, Neugier und Gefallen am männlichen Partner sei auch Zwang ein Beweggrund für junge Frauen. Bis zu 25 Prozent der Frauen, die schon einmal anorektalen Geschlechtsverkehr hatten, würden berichten, mindestens einmal dazu gedrängt worden zu sein.

Angehörige der Gesundheitsberufe hätten die Verantwortung, diese gesellschaftlichen Veränderungen anzuerkennen und ihnen mit offenen, neutralen und nicht wertenden Gesprächen zu begegnen, um sicherzustellen, dass Frauen informierte Entscheidungen zu ihrem Sexualverhalten treffen können, meinen die beiden Chirurginnen. »Die mangelnde Bereitschaft von Ärzten, über mögliche Schäden zu sprechen, lässt eine Generation von Frauen im Stich«, schreiben sie. Was sind also die Risiken bei anorektalem Geschlechtsverkehr?

Gesundheitsrisiken bei Analverkehr

Generell besteht bei anorektalem Geschlechtsverkehr im Vergleich zu anderen Sexualpraktiken sowohl für den aktiven als auch den passiven Partner ein erhöhtes Risiko, sich mit einer sexuell übertragbaren Krankheit (STI) anzustecken. Das liegt daran, dass die Schleimhaut des Anus dünn ist und leicht beschädigt werden kann. Um sich zu schützen, sind neben Kondomen auch Gleitmittel auf Wasserbasis ratsam. Mittel auf Ölbasis wie etwa Massageöl oder Bodylotion könnten Latexkondome reißen lassen. Falls auf den anorektalen Geschlechtsverkehr vaginaler Geschlechtsverkehr folgt, sollte stets ein neues Kondom verwendet werden.

Doch nicht ausschließlich STI, sondern auch Analschmerzen, Blutungen, Fissuren sowie Stuhlinkontinenz und Verletzungen des analen Schließmuskels gehören zu den möglichen Folgen von anorektalem Geschlechtsverkehr. »Frauen haben aufgrund ihrer unterschiedlichen Anatomie und der Auswirkungen von Hormonen, Schwangerschaft und Geburt auf den Beckenboden ein höheres Risiko für Inkontinenz als Männer«, heißt es in der BMJ-Publikation.

Zudem sei ihr Schließmuskel weniger robust und der Druck im Analkanal geringer als bei Männern, sodass die durch die anale Penetration verursachten Schäden schwerwiegender seien. Die Schmerzen und Blutungen, über die Frauen nach anorektalem Geschlechtsverkehr berichten, seien ein Anzeichen für Traumata.

Mangelnde Aufklärung über Analverkehr

Um anorektale Beschwerden behandeln zu können, seien ein Verständnis für die zugrundeliegenden Risikofaktoren und eine gute Anamneseerhebung erforderlich, schreiben die Autorinnen weiter. Die Frage nach Analverkehr sei zwar Standard in Kliniken für Urogenitalmedizin, aber etwa in Allgemeinmedizinpraxen weniger üblich.

»Ärzte scheuen sich möglicherweise vor diesen Gesprächen, beeinflusst durch Tabus der Gesellschaft«, führen die Autorinnen an und warnen: »Angesichts des hohen Anteils junger Frauen, die Analverkehr haben, führt das Versäumnis darüber zu sprechen, wenn sie mit anorektalen Symptomen vorstellig werden, zu Fehldiagnosen, unnützen Behandlungen und weiteren Schäden, die durch fehlenden medizinischen Rat entstehen.«

Zudem mangele es an öffentlicher Gesundheitserziehung, monieren Gana und Hunt. So kläre beispielsweise der britische Gesundheitsdienst »National Health Service« (NHS) in puncto Analverkehr nur über STI auf, aber weder das Risiko für anale Traumata noch für Inkontinenz sei erwähnt. Eine Fülle nicht medizinischer oder pseudomedizinischer Websites fülle diese Lücke in der Gesundheitsinformation. 

»Mit besseren Informationen könnten sich Frauen, die Analsex wollen, besser vor möglichen Schäden schützen, und diejenigen, die Analsex widerwillig zustimmen, um die Erwartungen der Gesellschaft zu erfüllen oder ihrem Partner zu gefallen, könnten sich mehr dazu in der Position fühlen, Nein zu sagen«, argumentieren die Autorinnen abschließend.

Deutsche Informationsangebote zu Analverkehr 

Wie ist die Informationslage in Deutschland? Nach einer ersten Recherche der PZ sind auch hier verlässliche, öffentliche Informationsangebote zu gesundheitlichen Risiken von anorektalem Geschlechtsverkehr für Frauen, die über STI hinausgehen, eher rar.

Als Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) nimmt in Deutschland die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) Aufgaben der Prävention und Gesundheitsförderung wahr. Sie informiert diese zu unterschiedlichen Themen der sexuellen und reproduktiven Gesundheit mit verschiedenen Kampagnen, Angeboten und Maßnahmen. Mit der Initiative »Liebesleben« werden vor allem Jugendliche und junge Erwachsene angesprochen, wobei ein Fokus hier auf der Prävention von HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen liegt.

»Ziel dieser Maßnahmen ist ein sensibilisierender und zielgruppengerechter Zugang. Dies umfasst auch die Aufklärung zu gesundheitlichen Themen, die oft als intim empfunden werden, wie etwa Analsex«, teilte die BZgA auf Nachfrage der PZ mit. Hierzu biete die Behörde entsprechend unterschiedliche Informationen: Neben einem Fokus hinsichtlich der Prävention von HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen (STI) werde vor allem eine Enttabuisierung und eine Sensibilisierung für die gesundheitliche Relevanz von Sexualität angestrebt.

»Wenngleich keine vertiefenden Informationen zu möglichen Risiken von Analsex außerhalb des Themenfeldes HIV und andere STI gegeben werden, sollen Menschen durch diesen grundlegenden Zugang in die Lage versetzt werden, bei Fragen und zur Abklärung möglicher Risiken etwa ärztlichen Rat einzuholen.«

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