Klar ist für Professor Dr. Jörg H. Gleiter von der TU Berlin, dessen Fachgebiet Architekturtheorie ist, dass sich nach der Coronavirus-Krise »die Arbeitswelt und mit ihr ein Teil der Architektur verändern wird.« Der Bedarf an Büroräumen und -flächen werde stark zurückgehen, wenn Firmen ihre Homeoffice-Pläne umsetzten. Weil das den Flächenbedarf in den Städten reduziere, könnten diese Flächen dann zum Wohnen zur Verfügung stehen. Keine Anzeichen sieht er hingegen dafür, dass sich Wohnformen verändern. »Mit einer Ausnahme: Dass der Bedarf an Wohnraum eher steigen wird, da in den Familien Arbeitsräume benötigt werden, die in der Regel im Moment fehlen.« Stärkere Veränderungen sieht er durch die Lockdown-Erfahrungen eher im Freizeitverhalten der Menschen, die statt weitere Reisen zu unternehmen, ihre nähere Umgebung schätzen gelernt hätten. »Corona und die längerfristige Umweltentwicklung könnten positiv Hand in Hand gehen. Hier gibt es ein großes Potenzial«, betont er. Auch eine Werteverlagerung vom Auto zur Wohnung als Statussymbol hält er durchaus für möglich. Aber grundsätzlich könnten die Fragen rund um die Corona-Auswirkungen auf die Architektur nur »in Zusammenhang mit der viel dringenderen Frage von Klima, Energieeffizienz, Umweltschutz und Landverbrauch diskutiert werden«, hebt er hervor.