Weitere Protestaktionen sollen folgen |
Daniela Hüttemann |
09.05.2023 15:30 Uhr |
Das rote Apotheken-A verschwindet leider zunehmend aus dem Stadtbild. / Foto: Adobe Stock/1take1shot
Kurz vor der Kommunalwahl am kommenden Sonntag hatte der Apothekerverband Schleswig-Holstein relativ kurzfristig seine Mitglieder zu einem Protesttag am heutigen Dienstag aufgefordert – nach dem medial erfolgreichem Streik vergangenen Oktober. »Viele Kollegen haben sich kreativ am Aktionstag beteiligt und das Gespräch mit der Lokalpolitik und den Kunden gesucht«, resümiert der Verbandsvorsitzende Hans-Günter Lund gegenüber der Pharmazeutischen Zeitung. »Von Kundenseite kommt uns viel Verständnis entgegen.« Auch Presseanfragen gebe es einige. Er sprach von einer ähnlich guten Resonanz wie vergangenen Oktober, auch wenn vorher zum Teil Bedenken geäußert wurden, unter anderem im Rahmen der konstituierenden Sitzung der neu gewählten Kammerversammlung Schleswig-Holsteins letzten Mittwoch in Kiel.
Die ABDA hatte am Dienstagmorgen verlauten lassen, sie unterstütze den heutigen Protesttag »auf allen Ebenen« und betonte, dass die Notdienstversorgung sichergestellt war. Der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbands (DAV) Hans-Peter Hubmann kündigte an, die Apothekerschaft werde in den nächsten Wochen immer lauter werden, um ihre Forderungen in der Öffentlichkeit und gegenüber der Politik deutlich zu kommunizieren. Weitere Details der Eskalationsstrategie sind allerdings immer noch nicht bekannt. Am 6. Juni, einen Tag vor dem Tag der Apotheke, wird es eine Pressekonferenz geben, hatte ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening bei ihrem letzten Facebook-Live-Talk angekündigt. In der Woche darauf soll ein Protesttag folgen. Der letzte deutschlandweite »Apothekenstreik« war 2006.
Kammer- und verbandsaktive Apothekerinnen und Apotheker hatten ihre Kollegen in den vergangenen Monaten immer wieder dazu aufgefordert, das Gespräch mit ihren jeweiligen Lokalpolitikern und Bundestagsabgeordneten zu suchen. Nicht zuletzt ein Telefongespräch zwischen Schleswig-Holsteins Kammerpräsident Kai Christiansen und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hatte erst kürzlich gezeigt, wie erschreckend schlecht sich die Politik mit der Apothekenvergütung und den derzeit möglichen Mitarbeiter-Gehältern auskennt.
»Seit Monaten weisen wir in der Öffentlichkeit und in persönlichen Gesprächen mit Politikerinnen und Politikern darauf hin, wie angespannt die Lage in den Apotheken ist«, betonte nun Hubmann und verwies auf die Leistungen während der Pandemie und nun das Lieferengpass-Management. »Auch in dieser Situation ziehen die Apotheken den Karren aus dem Dreck – das zeigt sich derzeit bei der Versorgung mit Antibiotikasäften für Kinder, die die Apothekenteams nun über Importe organisieren. Die Politik will uns bei diesem Einsatz aber nicht unterstützen. Ganz im Gegenteil: Seit Februar gibt es eine Honorarkürzung. Damit die Apotheken wirtschaftlich tragbar bleiben, brauchen sie nach elf Jahren aber unbedingt eine Erhöhung ihres Honorars.«
Politische Materialien für die Öffentlichkeitsarbeit finden Apotheken unter apothekenkampagne.de. Die Forderungen der Apothekerschaft sind hier zusammengefasst. Dort findet sich auch eine Argumentationshilfe.