Wechseljahre oder normales Altern? |
In jeder Phase sind Symptome und Beschwerdeniveau individuell sehr verschieden, wie Experten betonen. Zudem halten die Probleme meist nicht stetig an, sondern flammen periodisch auf. Jeweils etwa ein Viertel der Frauen hat starke, nur leichte, zeitweise deutliche oder gar keine Beschwerden, wie Olaf Ortmann von der Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in Regensburg sagt.
Zudem haben die Wechseljahre eine höchst unangenehme Eigenart: »Je früher die Symptome einsetzen, desto länger halten sie meist an«, erklärt Ortmann. »Es kann drei Jahre dauern – aber auch 15 Jahre.« Manchmal gebe es bestimmte Symptome in abgeschwächter Form sogar lebenslang. »Hitzewallungen sind – extrem selten – auch noch mit 80 möglich.«
Als klassisches mit Änderungen des Hormonspiegels zusammenhängendes Symptom gelten Hitzewallungen, verbunden mit heftiger Schweißbildung, vor allem nachts. Im Mittel haben Frauen in den Wechseljahren mehr als sieben Jahre lang häufig – an mehr als sechs Tagen innerhalb der letzten zwei Wochen – Hitzewallungen, wie es in der von Fachgesellschaften erarbeiteten Leitlinie »Peri- und Postmenopause – Diagnostik und Interventionen« heißt.
Schlafstörungen, Niedergeschlagenheit, Stimmungsschwankungen, Ängste, sexuelle Probleme und Gelenkbeschwerden sind Symptome, die verschiedene Ursachen haben können, bei denen sich aber Schaudig zufolge eine Häufung und Verstärkung in den Wechseljahren zeigt.
In ihrem Buch »Woman on fire« nennt die Frauenärztin Sheila de Liz auch Depressionen, Wutanfälle, Haarverlust, juckende Haut oder mysteriöse Ekzeme, Kopfschmerzen, häufige Blasenentzündungen, nächtlichen Harndrang, Hörverlust, Gewichtszunahme und Schwindelanfälle als mögliche Wechseljahressymptome.
Vielfach lasse sich nicht klar sagen, was speziell auf die Wechseljahre zurückgehe – die zudem letztlich selbst auch ein Teil des natürlichen Alterungsprozesses seien, sagt der Leitlinienkoordinator Ortmann. Auch Stress und Belastung im Alltag spielen demnach für die Ausprägung von Symptomen eine große Rolle – und können gerade bei Frauen um die 50 erheblich sein.
Stark betroffen sind Experten zufolge oft sozial benachteiligte Frauen, die unter großem Druck stehen und wenig Chancen haben, sich selbst Wohlbefinden und Freiräume zu schaffen. Dazu passt, dass Wechseljahresbeschwerden Studien zufolge in Gesellschaften, in denen ältere Menschen hohes Ansehen genießen – also bei Frauen mit eher großem Wohlbefinden – kaum oder gar keine Rolle spielen.