Was verschiedene Tests aussagen |
Bislang ist der Markt an NAb-Schnelltests noch überschaubar. Und auch die Nachfrage der Apotheken nach diesen Tests ist laut Auskunft der pharmazeutischen Großhändler Noweda und Phoenix gering. Gehe und Sanacorp haben noch keine Antikörperschnelltests im Sortiment, sondieren aber gerade den Markt, wie die PZ erfuhr.
Zum direkten Nachweis von NAb führt Noweda den InfectCheck Covid-19 NAb der US-amerikanischen Firma Affimedix. Für eine exakte Auswertung dieses Tests wird ein spezielles Auslesegerät benötigt, in das die Testkassette mit der Probe (10 µl Blut oder 5 µl Serum) gesteckt wird. Die Sensitivität liegt bei 99,17 Prozent, die Spezifität bei 98,67 Prozent. Einen ähnlichen Test mit entsprechendem Diagnostikgerät bietet Vitalab an. Hier kosten das Gerät inklusive 100 Tests laut Firmen-Website derzeit netto 633 Euro.
Ebenfalls die direkte Nachweismethode nutzt der Test AbC-19 von Abingdon Health, der ohne ein spezielles Lesegerät auskommt. Es werden sowohl Testlösungen als auch Lanzetten mitgeliefert. Die Sensitivität liegt bei 98,03 Prozent und die Spezifität bei 99,56 Prozent.
Auch der mö-screen Corona Virus neutralisierende Antikörper Schnelltest (NAb) von Mölab wird mit komplettem Zubehör, inklusive sterilen Lanzetten, geliefert und kostet netto rund 90 Euro für zehn Stück, also 9 Euro je Test. Er soll ebenfalls eine sehr hohe Genauigkeit haben (Sensitivität: 99,99 Prozent, Spezifität: 99,99 Prozent) und beruht ebenfalls auf der direkten Nachweismethode.
Demgegenüber nutzt der 2019-nCoV Neutralization Antibody 2nd Gen Rapid Test Kit von Beijing Lepu Medical Technology als derzeit einziger Anbieter die indirekte Nachweismethode. Ein Lesegerät wird nicht benötigt.
Neutralisierende Antikörper gegen SARS-CoV-2 sind ein wichtiger Biomarker, der dringend häufiger bestimmt werden sollte. Denn nur anhand des NAb-Titers lässt sich tatsächlich eine Aussage darüber treffen, wie gut eine Person gegen Covid-19 geschützt ist. Die weithin akzeptierte Wahrnehmung, dass man nach zwei Impfdosen mindestens ein halbes Jahr lang vor schweren Covid-19-Verläufen geschützt ist, kann im Einzelfall eine gefährliche Fehleinschätzung sein. Das zeigt die steigende Zahl von Impfdurchbrüchen, die keineswegs immer nur harmlos verlaufen.
Ein Impferfolg ist von vielen Faktoren abhängig. Dazu zählen der Impfstofftyp sowie die korrekte Lagerung und Vorbereitung des Impfstoffs vor der Verabreichung, vor allem aber die Person, die geimpft wird. Alter, Vorerkrankungen und auch die Medikation eines Impflings entscheiden mit darüber, wie stark die Immunreaktion auf eine Impfung ausfällt.
Aus diesem Grund erstaunt es schon, dass so zurückhaltend von der Möglichkeit Gebrauch gemacht wird, den Immunstatus durch einfache Tests zu überprüfen. Zwar müssen noch viele Fragen geklärt werden, etwa ab welchem Titer man als geschützt gilt. Doch auch halbquantitativ ausgewertet liefern diese Tests wichtige Informationen. Bei besonnenem Einsatz können sie die Entscheidung über den richtigen Zeitpunkt einer Auffrischimpfung auf eine deutlich bessere rationale Basis stellen, als dies momentan der Fall ist. Hierzu können auch Apotheker beitragen, die solche Tests in der Apotheke anbieten und dazu kompetent beraten.
Professor Dr. Theo Dingermann, Senior Editor der PZ
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.