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Zukunftsforscher

Was die Generation Z zum Arbeiten braucht

Fachkräfte fehlen allerorten, so auch in Apotheken. Beim PZ-Managementkongress skizzierte Zukunftsforscher Tristan Horx, wo Arbeitgeber ansetzen müssen, um junge Menschen für den Job zu begeistern.
Cornelia Dölger
22.03.2023  18:04 Uhr

Wenn es nach Tristan Horx geht, muss der moderne Arbeitgeber jungen Menschen vor allem dies bieten: eine sinnvolle Tätigkeit sowie die Möglichkeit, diese flexibel mit Freizeit zu verbinden. Bei seinem Keynote-Vortrag »Sinnmaximierung – Wie wir in Zukunft arbeiten« hob der Zukunftsforscher und Buchautor den Begriff »Workation« als Zusammenschluss von  »Work« und »Vacation« hervor. »Wenn Sie den jungen Menschen das bieten, dann werden sie Ihnen die Türen einrennen«, prophezeite er beim seit heute laufenden PZ-Managementkongress auf Mallorca.  Es gehe nicht mehr um »Work-Life-Balance«, sondern um »Work-Life-Blending«. Nicht von ungefähr hob Horx darauf ab, denn der Kongress hat sich das Thema Nachwuchsmangel auf die Fahnen geschrieben: »Apotheken in Personalnot – Wege aus der Krise«.

Als krisenhaft ist dem Zukunftsforscher zufolge vor allem das zu bezeichnen, was die jüngste Generation, die so genannte Generation Z, seit einigen Jahren erlebt. Pandemie, Krieg, Klima, Hasskultur im Netz – das betreffe natürlich alle Menschen, aber die Z-Generation eben in einer ihrer prägendsten Lebensphasen. »Diese Generation wird Hilfe brauchen«, so Horx. Dennoch sehe er für die kommenden Generationen nicht schwarz, vielmehr gelte es, die Kategorien Weltuntergangsstimmung und übertriebener Optimismus zu kombinieren. Trend und Gegentrend zu erkennen, ganz dialektisch These und Antithese zu einer Synthese zu verbinden, sei das Gebot der Stunde. Derart pragmatisch auf die Zukunft zu schauen, habe aufmerksamkeitsökonomisch zwar nur wenig Potenzial, bilde aber die höchste Wahrscheinlichkeit beim Blick in die nächsten Jahre und Jahrzehnte ab. »Mehrheitsfähige Synthesen sind oft schon da, auch wenn niemand darüber spricht.«

Jede Generation verhält sich sieben Jahre »jünger«

Was sind nun solche mehrheitsfähigen Synthesen? Horx zufolge lassen sie sich zum Beispiel an Begriffen wie »Freemium« oder« Glocalisation« festmachen, die scheinbare Gegensätze in sich vereinigen. Ganz deutlich würden sie am Wort – oder eben Trend – »Downaging«, also »Herunteraltern«. Die Generationenforschung habe belegt, dass jede Generation sich im Schnitt um sieben Jahre jünger verhalte als die vorherige – ein Trend, der naturgemäß irgendwann enden müsse, aber derzeit eben deutlich erkennbar sei. So seien etwa Menschen im Rentenalter, in früheren Zeiten tatsächlich Greise, heute oftmals fit und ständen mitten im Leben.

Die Lebensphasen, wie sie vor der Generation etwa der Babyboomer oder auch danach noch bestanden, seien heute gänzlich andere. Gleiches gelte für die Arbeitswelt, in der lange der Duktus herrschte, dass es für die aktuelle wie für die folgende Generation graduell bergauf gehe – aber heute habe das Informations- das Industriezeitalter abgelöst, was wiederum ganz besonders die jüngeren Menschen ab der »Millenials«-Generation betreffe. Diese seien bekanntlich deutlich digitaler unterwegs als die Älteren, was mit dem alten graduellen Anstieg, die frühere Generationen erwarten konnten, aber nicht einhergehe. Bei der Wohlstandsverteilung hätten sie vielmehr deutliche Nachteile. 

Dass die jüngsten Generationen prägend in einer zunehmend digitalen Welt aufgewachsen sind und aufwachsen, führe im Übrigen zu mehr Einsamkeit. »Viele haben digitale Connections, aber eben keine echten mehr.« Zudem berge es die Gefahr, »in Informationen zu ersaufen«. Information ohne Kuration – das bringe nicht viel, so Horx. Womit er beim Thema Apotheken war, denn Information durch Beratung sei etwas, das Apotheken ausmache und auch langfristig gegen digitale Modelle bestehen lasse. »Das beratende, zwischenmenschliche Handeln bleibt bestehen«, so Horx. Für die aktuelle Nachwuchsgeneration sei Sinnstiftung das zentrale Moment bei der Jobsuche. »Und was die für die Jüngeren so wichtige Sinnsuche im Job angeht, müssen sich Apotheken keine Sorgen machen«, so Horx.

Hier sehen Sie ein Kurzinterview mit Tristan Horx:

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