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Ivermectin-Studien

Was der Zwergfadenwurm mit Corona zu tun hat

Ivermectin wirkt nicht gegen Covid-19, wohl aber gegen Würmer. Jetzt gibt es eine Erklärung dafür, warum die anthelminthische Wirkung des Mittels wahrscheinlich dazu geführt hat, dass man fälschlicherweise auch eine Anticoronawirkung vermutete.
AutorKontaktAnnette Rößler
Datum 25.03.2022  07:00 Uhr

Das Antiparasitikum Ivermectin war einer von zahlreichen Arzneistoffen, die zu Beginn der Pandemie auf eine mögliche Wirkung bei SARS-CoV-2-Infektion beziehungsweise Covid-19 getestet wurden. Die positiven Ergebnisse aus Laborversuchen bestätigten sich jedoch in Studien nicht, sodass aktuell von der Gabe von Ivermectin bei Covid-19 abgeraten wird. Weil der Arzneistoff in den sozialen Medien aber teilweise weiter als Geheimtipp gegen Covid-19 gehandelt wurde, blieb die Nachfrage auch im zweiten Pandemiewinter hoch.

Bekanntlich gibt es bei Weitem nicht für alle Trends in den sozialen Medien eine rationale Erklärung, in diesem Fall aber wahrscheinlich schon. Sie heißt Strongyloides stercoralis, zu Deutsch Zwergfadenwurm. Im »JAMA Network Open« erklärt eine Gruppe um Dr. Avi Bitterman von der Icahn School of Medicine at Mount Sinai in New York, wie beides zusammenhängt.

Bitterman und Kollegen war aufgefallen, dass Ivermectin vor allem in Covid-19-Studien in den Tropen gut abgeschnitten hatte, wo der Zwergfadenwurm häufig vorkommt. Infektionen mit diesem Wurm, die als Strongyloidiasis bezeichnet werden, haben eine globale Prävalenz von 8,1 Prozent, sind aber in Lateinamerika, Südostasien und Afrika südlich der Sahara viel häufiger. Liegt eine – womöglich unerkannte – Strongyloidiasis vor, kann Ivermectin den Zustand des Patienten bessern und die Mortalität senken. Corticosteroide können dagegen aufgrund ihrer immunsuppressiven Wirkung zu einer massiven Verschlechterung beitragen und sind deshalb kontraindiziert.

Die Hypothese der Forscher lautete daher, dass in Gegenden mit hoher Strongyloidiasis-Prävalenz nicht eine vermeintliche Wirkung von Ivermectin gegen SARS-CoV-2 die Covid-19-bedingte Mortalität gesenkt habe, sondern die bekannte Wirkung gegen den Parasiten. Erschwerend komme hinzu, dass Patienten, die in diesen Studien in der Vergleichsgruppe waren, teilweise auch Corticosteroide als Standard-of-Care erhalten hätten, wodurch sie im Fall einer bestehenden Strongyloidiasis doppelt benachteiligt gewesen wären: erstens, weil sie kein Ivermectin bekamen und zweitens wegen der nachteiligen Wirkung der Corticosteroide.

Die Forscher nahmen sich daher alle zwischen Januar 2019 und November 2021 auf der Website c19ivermectin.com gelisteten Studien zu Ivermectin noch einmal vor und überprüften, wo sie gemacht worden waren. Nach Ausschluss der Studien, die in Gegenden mit hoher Strongyloidiasis-Prävalenz stattgefunden hatten, war bezüglich der Mortalität kein signifikanter Vorteil durch Ivermectin feststellbar. Berücksichtigten die Autoren dagegen ausschließlich die Studien aus Gegenden mit hoher Strongyloidiasis-Prävalenz, zeigte sich ein signifikanter Überlebensvorteil für Covid-19-Patienten, die mit Ivermectin behandelt wurden.

Angesichts dieses klaren Ergebnisses sind sich die Autoren ziemlich sicher, dass ihre Hypothese zutrifft und die beobachtete Wirksamkeit von Ivermectin in einigen Covid-19-Studien in Wahrheit auf der Wirksamkeit des Arzneistoffs bei Strongyloidiasis beruht. Sie empfehlen, Patienten, bei denen die Gefahr besteht, dass sie von dem Wurm befallen sind, empirisch mit Ivermectin zu behandeln, bevor sie ein Corticosteroid erhalten.

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