Was bei akuten Halsschmerzen hilft |
Laut Leitlinie können bei Halsschmerzen Lokalanästhetika oder lokale NSAR empfohlen werden. / Foto: Adobe Stock/nenetus
Halsschmerzen sind lästig, aber meist harmlos. Häufig werden sie durch eine Virusinfektion verursacht. Insbesondere in der kalten Jahreszeit treten sie im Rahmen von Erkältungskrankheiten auf. Es kommen jedoch auch andere, nicht infektiöse Ursachen infrage. Zu diesen gehören das Zigarettenrauchen, Schnarchen oder eine Überbeanspruchung der Stimmbänder. Auch bestimmte Grunderkrankungen oder Pharmakotherapien können mit Halsschmerzen einhergehen (Kasten). Hier ist zum Arztbesuch zu raten. Bei Halsschmerzen, die bis zu 14 Tage andauern, spricht man definitionsgemäß von akuten Halsschmerzen. Halten sie länger als 14 Tage an, spricht man von chronischen Halsschmerzen.
Bei akuten Halsschmerzen können laut Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) Lokalanästhetika oder lokale nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) zum Einsatz kommen. Sie stehen in Form von Lutschtabletten, Rachensprays oder Gurgellösungen zur Verfügung. Als Lokalanästhetika haben sich Ambroxol (etwa Mucoangin® Lutschtabletten), Benzocain (zum Beispiel Dolo Dobendan®) und Lidocain (etwa Lemocin®) bewährt. Das Mukolytikum Ambroxol besitzt in hoher Konzentration ein starke lokalanästhetische Wirkung und zeigt entzündungshemmende und antioxidative Eigenschaften. Als lokal anwendbares NSAR steht Flurbiprofen (zum Beispiel Dobendan® Direkt) zur Verfügung. Der Cyclooxygenase-Hemmer dringt rasch in die Mukosa ein, reduziert dort die Bildung von Prostaglandinen und wirkt so antiphlogistisch und analgetisch.
In placebokontrollierten Studien zu Lokalanästhetika und lokalen NSAR waren jedoch auch die wirkstofffreien Kontrollen nicht wirkungslos, da bereits die Anregung der Speichelproduktion schmerzlindernd wirkt. Auch als Geschmackskorrigens zugesetztes Menthol bessert aufgrund der gefühlten Kühlwirkung die Beschwerden. Salbei und Thymian gehören zu den Phytopharmaka, die traditionell zur lokalen Schmerzlinderung eingesetzt werden. Zur nachhaltigen Befeuchtung und Reizlinderung haben sich zudem verschiedene Schleimstoff-Drogen bewährt. Zu diesen gehören Eibisch (zum Beispiel Phytohustil®), Primelwurzel (zum Beispiel Ipalat®) oder Isländisch Moos (zum Beispiel Isla Moos®).
Ist – etwa bei stärkeren Beschwerden – eine systemische Therapie gefragt, empfiehlt die Leitlinie aufgrund des günstigeren Risikoprofils die NSAR Ibuprofen oder Naproxen. Diclofenac weist im Vergleich ein höheres kardiovaskuläres Risiko auf. Bei Nachlassen der Beschwerden soll auf eine Bedarfsmedikation umgestellt und die systemische Behandlung zum frühestmöglichen Zeitpunkt abgesetzt werden, um Schäden durch eine langfristige Anwendung zu vermeiden.
Keine Empfehlung gibt die Leitlinie für Rachentherapeutika mit Lokalantiseptika und/oder Antibiotika. Lokalantiseptika seien konzentrationsabhängig zytotoxisch und wirkten nur an der Oberfläche, während sich die wesentliche Infektion in der Tiefe des Gewebes abspiele, so die Leitlinie. Der Einsatz von Antibiotika ist bei mehrheitlich viral bedingten Infektionen nicht sinnvoll.