Warum Impfen im Alter so wichtig ist |
Die Welle an Atemwegsinfektionen verläuft dieses Jahr viel ausgeprägter als im Jahr zuvor. Gut wer zumindest gegen Influenza und Covid-19 geimpft ist. / © Getty Images/Malte Mueller
»Die empfohlenen Impfungen für Erwachsene ab 60 Jahren werden häufig nicht in Anspruch genommen. Demzufolge ist der Schutz unzureichend«, informiert das Robert-Koch-Institut im Epidemiologischen Bulletin 50/2024 . In der Tat: Nur 16 Prozent ließen sich in der Saison 2023/24 gegen Covid-19 immunisieren. Und die Quote gegen Influenza fiel von einst 51 Prozent auf zuletzt nur noch 38 Prozent, unterbrochen von einem vorübergehenden Anstieg in der Saison 2020/21 auf 48 Prozent.
»Es muss mehr Bewusstsein dafür geschaffen werden, dass vermeintliche Atemwegsinfektionen zu Komplikationen führen können. Wir wissen mittlerweile, dass Impfungen vor allen Dingen auch die Folgekomplikationen am vaskulären System - also Herzinfarkte, Schlaganfälle, Thrombosen - deutlich reduzieren können«, sagt Dr. Ulrich Enzel, als Mediziner seit Jahren in der Impfaufklärung engagiert, im Gespräch mit der PZ.
Aufgrund ihrer Gefäßbeteiligung erhöhen sowohl eine Influenza- als auch Covid-19-Infektionen massiv das Risiko, während der Erkrankung einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu bekommen, und das vor allem bei älteren Erwachsenen. Wie hat man sich das pathophysiologisch vorzustellen? »Grundproblem bei älteren Personen sind Entzündungen der Intima. Die Kompensationsmechanismen sind bei mit Plaques belegten Arterien eingeschränkt. Wird durch die Virusinfektion die Innenwand zusätzlich geschädigt, kommt es zu Plaquesrupturen. Die Mikrozirkulation ist dann nicht mehr gegeben«, erklärt Enzel, Apothekerinnen und Apothekern von zahlreichen Fortbildungsveranstaltungen bekannt. Durch Impfungen senke man das Herzinfarkt- und Apoplexrisiko etwa um ein Drittel, haben große Studien ergeben.
Die nachlassende Immunkompetenz ist dagegen der Hauptgrund, warum sich ältere Erwachsene gegen Infektionen mit den Respiratorischen Synzytial- und Varizella-zoster-Viren impfen lassen sollten. Mit dem Alter steigt aufgrund der Immunoseneszenz das Risiko für eine Erkrankung generell sowie für einen schweren Verlauf oder Komplikationen. Im Unterschied zu anderen »Senioren-Impfungen« empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) die Vakzinierung gegen RSV erst ab 75 Jahren, solange Herz-Kreislauf-Erkrankungen, solche der Atemwege oder Diabetes medikamentös gut eingestellt sind.