Vorsorge für Teenager |
Christina Hohmann-Jeddi |
05.12.2022 17:00 Uhr |
Für Jugendliche empfiehlt die Ständige Impfkommission die Grundimmunisierung gegen humane Papillomaviren. Ansonsten stehen in diesem Alter nur einige Auffrischimpfungen an. / Foto: Adobe Stock/Suzi Media
Während im Säuglings- und Kleinkindalter eine Vorsorgeuntersuchung (U) der anderen folgt, werden die Termine bei größeren Kindern rarer. Die letzte von allen Krankenkassen erstattete U ist die U9, die im letzten Kindergartenjahr stattfinden soll. Die nächste reguläre Vorsorge – und die einzige für Jugendliche – wird als J1 bezeichnet. Sie ist für das 12. bis 14. Lebensjahr vorgesehen.
»Die J1 ist so wichtig, weil wir viele Kinder seit dem Alter von fünf Jahren nicht mehr umfassend untersucht haben, sondern nur bei akuten Erkrankungen in der Praxis hatten«, sagt Dr. Bettina Volkmer, niedergelassene Pädiaterin aus Lörrach, gegenüber der PZ. Bei der J1 habe man dann die Gelegenheit, die körperliche und seelische Gesundheit der Jugendlichen noch einmal eingehend zu prüfen.
Bei der J1 werden Körpergröße, Gewicht und Blutdruck ermittelt, auch bestimmte Harn- und Blutwerte werden analysiert. Zudem werden in der körperlichen Untersuchung der pubertäre Entwicklungsstand und der Zustand der Organe und des Skelettsystems abgeklärt. So können zum Beispiel Fehlhaltungen aufgrund von Wachstumsschüben oder chronische Erkrankungen frühzeitig erkannt und behandelt werden. »Häufig wird bei der Untersuchung eine Skoliose, also eine Verkrümmung der Wirbelsäule, festgestellt«, berichtet Volkmer.
Ein Fokus der J1 liegt auch auf der psychischen Gesundheit und schulischen Entwicklung. Im Gespräch mit den Jugendlichen könne man zudem auf sensible Themen wie Sexualität, Umgang mit Alkohol und anderen Substanzen oder Essstörungen eingehen, die die Jugendlichen eventuell nicht mit den Eltern besprechen wollen, berichtet die Medizinerin.
Zusätzlich zur J1 bieten Kinder- und Jugendärzte die Vorsorgeuntersuchung J2 für Jugendliche im Alter von 16 bis 17 Jahren an. Zu den Schwerpunkten gehören hier das Erkennen von Pubertäts- und Sexualitätsstörungen, von Haltungsstörungen oder chronischen Erkrankungen. Diese Untersuchung wird aber nicht von allen Krankenkassen finanziert. Sie stellt eine Art Abschlussuntersuchung vor der Transition in die Erwachsenenmedizin dar.
»Die J1 ist auch eine Gelegenheit, den Impfstatus zu prüfen und mögliche Impflücken zu schließen«, sagt Volkmer. Von den Schutzimpfungen, die die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt, haben Jugendliche die meisten schon hinter sich. Wenn nicht, können sie dann nachgeholt werden. Für Jugendliche sind nur wenige empfohlen.
Zum einen sollte im Alter von neun bis 16 Jahren eine Auffrischung gegen Tetanus, Diphtherie, Pertussis und Polio gegeben werden. Zum anderen fällt eine Grundimmunisierung in diese Altersspanne: Die Impfung gegen humane Papillomaviren (HPV) und von ihnen ausgelöste Genitalwarzen und Krebserkrankungen, etwa des Gebärmutterhalses oder des Penis.
Die Erreger werden sexuell übertragen, weshalb die Impfungen vor Beginn der sexuellen Aktivität erfolgen sollten. Die STIKO empfiehlt die HPV-Impfung generell für alle Kinder und Jugendlichen zwischen neun und 14 Jahren. Spätestens bis zum Alter von 17 Jahren sollen versäumte Impfungen gegen HPV nachgeholt werden.