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Postpartale psychische Erkrankungen
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Von Angst und Zwang bis zur Psychose

Nicht selten entwickeln Frauen nach der Entbindung psychische Erkrankungen. Neben der postpartalen Depression, die auch mit Angst- und Zwangsstörungen einhergehen kann, kommen auch eigenständige Angsterkrankungen und Psychosen vor. Gelegentlich erleben Frauen die Geburt selbst als so traumatisierend, dass sie eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) entwickeln.
AutorKontaktMartina Hahn und Sibylle C. Roll
Datum 23.08.2020  08:00 Uhr

Fazit zum Stillen

Bei der Frage, ob die Frau weiter stillen kann, obwohl ein Medikament angesetzt wird, ist eine individuelle Nutzen-Risiko-Analyse vorzunehmen (Kasten). Idealerweise sollte der Milch-zu-Plasma-(M/P-) Quotient kleiner 1 sein und die relative Dosis kleiner 3 Prozent, da es dann nicht zur Akkumulation des Wirkstoffs im kindlichen Organismus kommt. Eine kurze Stillpause kommt vor allem bei einer kurzfristigen Arzneimitteltherapie in Betracht, zum Beispiel mit Antibiotika oder Antihistaminika, und wenn das Arzneimittel eine kurze Halbwertszeit hat. Ein Abstillen sollte immer dann erfolgen, wenn es bekannte Risiken für das Kind durch eine hohe Wirkstoff-Exposition gibt (M/P-Ratio hoch, relative Dosis hoch) oder wenn nicht tolerierbare Nebenwirkungen beim Kind beobachtet werden.

Meistens sind die Risiken für Mutter und Kind höher zu bewerten, wenn die psychische Erkrankung ohne Pharmakotherapie voranschreitet, als durch eine geringe Arzneimittelexposition des Kindes. Zudem hat das Stillen viele positive gesundheitliche Effekte auf den Säugling und festigt die Bindung zwischen Mutter und Kind.

Optimierungsbedarf besteht vor allem in der Früherkennung und einer frühen Behandlungseinleitung. Es braucht zudem mehr stationäre und ambulante Mutter-Kind-Behandlungsplätze in Deutschland, um eine Trennung von Mutter und Kind in dieser entscheidenden Lebensphase zu vermeiden.

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