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Postpartale psychische Erkrankungen

Von Angst und Zwang bis zur Psychose

Nicht selten entwickeln Frauen nach der Entbindung psychische Erkrankungen. Neben der postpartalen Depression, die auch mit Angst- und Zwangsstörungen einhergehen kann, kommen auch eigenständige Angsterkrankungen und Psychosen vor. Gelegentlich erleben Frauen die Geburt selbst als so traumatisierend, dass sie eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) entwickeln.
AutorKontaktMartina Hahn und Sibylle C. Roll
Datum 23.08.2020  08:00 Uhr

Zwangserkrankungen schwer zu behandeln

Das Hauptmerkmal von postpartalen Zwangserkrankungen sind wiederkehrende Zwangsgedanken und/oder -handlungen. Bei mehr als der Hälfte der Erkrankten tritt beides zusammen auf.

Bei Zwangsgedanken handelt es sich um aufdringliche Ideen, Gedanken, Bilder oder auch Impulse. Als Zwangshandlungen bezeichnet man von den Patienten als sinnlos oder zumindest übertrieben empfundene Handlungen, zu denen sie sich aber innerlich gedrängt fühlen. Es ergibt sich ein Zwang, die Handlung auszuführen, zum Beispiel sich die Hände zu waschen (Waschzwang) oder x-mal den Lichtschalter zu drücken. Häufiger kommt es jedoch zu Zwangsgedanken ohne -handlungen in der postpartalen Phase, also zum Beispiel der Zwangsgedanke, dem Kind etwas anzutun.

Dabei ist den Frauen die Unsinnigkeit ihres Denkens und Handelns zumindest zeitweilig durchaus bewusst. Trotzdem gelingt es ihnen nicht, sich aus der inneren Gefangenschaft zu befreien. Oft führen sie die Zwänge stundenlang aus, bevor sie sich wieder anderen Dingen oder ihrem Baby zuwenden können. Zwangsgedanken drängen sich oft stundenlang auf und hindern die Betroffene, am »normalen« Alltag teilzunehmen.

Das gesamte Familienleben wird von den Zwängen stark beeinträchtigt. Nicht selten werden diese so stark und quälend, dass sich die Frauen vollständig zurückziehen und ihr Alltagsleben nicht mehr bewältigen können.

Es ist bekannt, dass Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett sowohl mit einem erhöhten Prävalenzrisiko als auch mit höheren Exazerbationsraten und Verschlechterung der Symptomatik bei vorbestehender Zwangsstörung einhergehen können. Dies wird genau wie bei der postpartalen Depression und Angsterkrankung mit Schwankungen im Estrogen- und Progesteron-Stoffwechsel der Frauen erklärt (21).

Es gibt keine publizierten Studien, die die Effizienz einer Pharmakotherapie oder kognitiven Verhaltenstherapie bei Patientinnen mit Zwangsstörungen in und nach der Schwangerschaft untersucht haben. Kognitive Verhaltenstherapie wird aber in der S3-Leitlinie »Zwangsstörungen« (Stand 2013, in Überarbeitung) als Mittel der ersten Wahl in der Schwangerschaft empfohlen, um den Einsatz von Psychopharmaka zu umgehen (22).

Nach der Leitlinie des National Institute for Health and Care Excellence (NICE, 2006) erbrachten die berücksichtigten zehn Studien (n = 2588) zur Wirksamkeit von selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmern (SSRI) gegenüber Placebo die Evidenz, dass SSRI (Citalopram, Fluoxetin, Fluvoxamin, Paroxetin, Sertralin) im Vergleich zu Placebo eine postpartale Zwangssymptomatik wirksam reduzieren können. Neuere Studien unterstützen dieses Ergebnis. Es gab aber auch Hinweise, dass die Wahrscheinlichkeit von unerwünschten Ereignissen, Studien- und Therapieabbrüchen aufgrund unerwünschter Wirkungen unter SSRI höher ist als bei Placebo.

Nach NICE gibt es einige Evidenz dafür, dass bei Citalopram, Fluoxetin und Paroxetin höhere Dosierungen wirksamer sind und relativ seltener zu Therapieabbrüchen führen als niedrigere Dosierungen. Dies ist möglicherweise auf eine stärkere Reduktion der Zwangssymptomatik zurückzuführen. Dies ist in der Stillzeit allerdings problematisch, da das Risiko für höhere Konzentrationen in der Muttermilch steigt. Die Psychotherapie ist daher Mittel der Wahl, und Antidepressiva sollten nur bei schwereren Verläufen Anwendung finden.

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