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Coronavirus-Epidemie

Virusausbreitung zeitlich verzögern

Die Verbreitung des neuen Coronavirus ist ernstzunehmen und möglichst einzudämmen. Es gebe aber keinen Grund für übermäßige Sorgen, betonten Experten auf einer Informationsveranstaltung in Frankfurt am Main.
Joachim Pietzsch
03.03.2020  16:30 Uhr
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Dieser (am 3. März 2020 erschienene) Beitrag stellt dar, wie die Lage Anfang März 2020 von den zitierten Wissenschaftlern auf der genannten Veranstaltung geschildert und bewertet wurde. Aktuelle Informationen finden Sie auf unserer Themenseite Coronavirus.

Einen Beitrag zur Deeskalation der öffentlichen Aufregung um das neue Coronavirus SARS-CoV-2 lieferten Professor Dr. Sandra Ciesek, Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie der Universitätsklinik Frankfurt, und Professor Dr. René Gottschalk, Leiter des Gesundheitsamtes der Stadt, vor rund 250 Zuhörern beim aktuellen Perspektivengespräch des House of Pharma & Healthcare. Man müsse die von dem Virus ausgelöste Krankheit Covid-19 ernst nehmen, dabei aber »die Kirche im Dorf lassen«, sagte Gottschalk. »Der öffentliche Gesundheitsdienst ist in der Lage, auch ohne medikamentöse Therapie und ohne einen Impfstoff jede Pandemie zum Stehen zu bekommen.«

Nahezu in Echtzeit könne man die weltweite Ausbreitung des Virus auf einer Website der Johns Hopkins University in Baltimore verfolgen, berichteten die beiden Experten, die seit Wochen in die Erforschung und Bekämpfung von SARS-CoV-2 eingebunden sind. Dort waren am Tag der Veranstaltung rund 90.000 Infizierte und mehr als 3000 Todesfälle verzeichnet – aber eben auch mehr als 45.000 ausgeheilte Patienten. »Zu keinem Zeitpunkt hat es einen exponenziellen Anstieg der Infektionszahlen gegeben«, betonte Gottschalk. Auch liege die Mortalitätsrate einer SARS-CoV-2-Infektion keinesfalls bei mehr als 3 Prozent, wie es die Zahlen suggerierten. Denn die bezögen sich nur auf symptomatische Fälle.

»Symptombasiertes Screening ist ineffektiv«, unterstrich Ciesek. Zusammen mit ihrem Team hatte sie das bei deutschen Rückkehrern aus Wuhan erstmals nachgewiesen und Mitte Februar im »New England Journal of Medicine« publiziert (DOI: 10.1056/NEJMc2001899). Von den 126 Deutschen, die von China nach Frankfurt am Main ausgeflogen worden waren, hatten sieben Symptome gezeigt. Tests auf das Virus waren bei diesen aber negativ ausgefallen. Dagegen wurden zwei asymptomatische Personen positiv auf den Erreger getestet.

Es bestehe begründeter Anlass zu der Vermutung, dass die meisten Menschen, die infiziert seien, kein Fieber hätten, während viele, die Fieber hätten, nicht infiziert seien, so die Virologin. Insofern sei es einerseits äußerst fraglich, ob angesichts der heutigen Reisefrequenz ein Containment der Virusausbreitung möglich sei. Dass die meisten Menschen eine Infektion nicht bemerkten, zeige andererseits den weitgehend milden Verlauf von Covid-19.

»Was macht das neue Coronavirus dann gefährlich im Vergleich zu einem Grippevirus?«, wurde Ciesek gefragt. »Eigentlich nichts«, lautete ihre Antwort. Abgesehen davon, dass es keinen Impfstoff gebe, resultiere nach heutigem Wissensstand die gefühlte Gefahr vor allem aus der Angst vor dem Unbekannten und der Angewohnheit mancher Medien, bevorzugt Experten zu interviewen, die möglichst reißerische Antworten geben.

Vor allem für Ältere gefährlich

»Covid-19 ist in erster Linie für ältere Menschen gefährlich – aber das ist die Grippe auch«, ergänzte Gottschalk. Eine neue Grippepandemie, wie es sie zuletzt 2009 gegeben habe, würde er viel mehr fürchten als die derzeitige Situation. »In der Phase, in der wir jetzt sind, liegt die statistische Wahrscheinlichkeit, sich zu infizieren, noch nahe Null.« Nun komme es darauf an, durch geeignete Maßnahmen die Virusausbreitung zeitlich zu verzögern und so deren Amplitude zu senken.

Den gesunden Menschenverstand walten zu lassen und die von den Behörden empfohlenen Hygienestandards einzuhalten, sei dabei übrigens wichtiger als Schutzkleidung. »Es gibt keine evidenzbasierten Zahlen zur Wirksamkeit persönlicher Schutzausrüstung.« Gottschalk wies auch darauf hin, dass Oberflächen wie Tische oder Türklinken kein Übertragungsweg für SARS-CoV-2 seien – im Gegensatz etwa zum Norovirus. »Wäre das der Fall, hätten wir eine viel höhere Ausbreitungsgeschwindigkeit.«

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