| Sven Siebenand |
| 07.02.2020 08:00 Uhr |
Die forschenden Pharmaunternehmen haben viele innovative neue Medikamente in der Pipeline. / Foto: Adobe Stock/fottoo
Wenig überraschend liegt der Schwerpunkt der Forschung im Bereich Onkologie. Fast die Hälfte der Projekte befasst sich mit Krebsmedikamenten. Besonders viele Wirkstoffe sind beispielsweise gegen Lungen-, Brust- und Prostatakrebs in der Pipeline.
73 Arzneimittelprojekte widmen sich den entzündlichen Erkrankungen. Allein neun potenzielle Wirkstoffe sind zur Behandlung der atopischen Dermatitis in der Entwicklung. Im Jahr 2017 kam mit Dupilumab (Dupixent®) der erste Antikörper für die Neurodermitis-Behandlung in den Handel. Die Firma Sanofi darf sich auf Konkurrenz also gefasst machen, möglicherweise durch den neuen Anti-TSLP-Antikörper Tezepelumab oder bereits bekannte Wirkstoffe wie die Januskinase-Inhibitoren Upadacitinib (Rinvoq®) und Baricitinib (Olumiant®) oder den Interleukin-23-Antikörper Risankizumab (Skyrizi®).
Auch in Sachen Infektionskrankheiten und neurologische Erkrankungen wird bei den Pharmaunternehmen viel geforscht. Zu letztgenannten gehört auch die Alzheimer-Demenz. Kein medizinisches Gebiet hat in den vergangenen Jahren mehr Rückschläge einstecken müssen als die Forschung zu dieser Indikation. Trotzdem lassen sich 13 – und damit mehr als ein Viertel – der Mitgliedsunternehmen des vfa nicht entmutigen, wirksame Alzheimer-Therapien zu entwickeln. Acht Präparate werden derzeit in großen klinischen Studien getestet. Was sich mit ihnen erreichen lässt, wird aber erst nach Studienabschluss erkennbar sein. In sechs der acht Projekte werden monoklonale Antikörper getestet. Von diesen setzen zwei (Zagotenemab und ABBV-8E12) an den Tau-Fibrillen an, die in betroffenen Nervenzellen entstehen und ein bisher wenig adressierter Angriffspunkt sind.
Hinsichtlich der Forschung auf dem Gebiet der Infektionserkrankungen ist es erfreulich, dass sich auch einige neue Antibiotika gegen Problemkeime in der Erprobung befinden. Auch an neuen Impfungen, etwa gegen Darminfektionen durch Noroviren oder gegen Dengue-Fieber, wird gearbeitet.
Wie der vfa mitteilt, nimmt bei den Forschungstätigkeiten auch die Gentherapie einen immer größeren Raum ein. Bislang sind erst wenige Gentherapien hierzulande zugelassen. Bis 2023 könnten laut vfa 15 weitere auf der Basis von acht neuen und zwei schon zugelassenen Wirkstoffen hinzukommen. Acht davon sind T-Zell-Therapien, bei denen T-Zellen außerhalb des Körpers ein zusätzliches Gen erhalten. Das befähigt sie, nach der Reinfusion in den Körper des Patienten Krebszellen zu erkennen und zu bekämpfen. Hierzu zählen unter anderem auch die CAR-T-Zell-Therapeutika, von denen mit Tisagenlecleucel (Kyrmiah®) und Axicabtagen-Ciloleucel (Yescarta®) bereits zwei im Handel sind. Bei zwei anderen Gentherapien wird eine therapeutische Impfung mit synthetischer messenger-RNA (mRNA) durchgeführt. Sie soll das Immunsystem von Patienten mit Melanom oder nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom trainieren, die Tumorzellen zu erkennen.
Zunehmend entwickeln Pharmaunternehmen Gentherapeutika. Erstmals wurde eine solche Therapie vor einigen Jahren zugelassen. / Foto: Fotolia/Gernot Krautberger
Weitere Gentherapien sollen bei verschiedenen Erbkrankheiten eine Heilung oder Besserung erzielen, etwa bei der Gerinnungsstörung Hämophilie B (Fidanacogen-Elaparvovec) sowie bei den Augenerkrankungen Choroideremie und juvenile Makuladegeneration. Auch Onasemnogen Abeparvovec (Zolgensma®) gehört in die Kategorie Gentherapeutika. Das bei spinaler Muskelatrophie indizierte Präparat wird derzeit wegen seines Preises und der Verlosung durch den Hersteller Novartis im Rahmen eines Härtefallprogramms in den Medien heiß diskutiert.