Viele Arzneimittel greifen die Haut an |
Bei einer kutanen Nebenwirkung ist die erste Aufgabe, das auslösende Arzneimittel ausfindig zu machen. Bei der Suche hilft der zeitliche Zusammenhang. Ferner ist zu berücksichtigen, ob eingenommene Medikamente für entsprechende Nebenwirkungen bekannt sind und ob Familienangehörige des Patienten bereits mit ähnlichen Symptomen auf ein Mittel reagiert haben.
Wurde das Arzneimittel gefunden, kann der Patient es bestenfalls nach Rücksprache mit dem Arzt absetzen. Als Ersatz kann ein Mittel aus einer anderen Wirkstoffgruppe oder ein Vertreter derselben Gruppe, bei dem die Nebenwirkung nicht so stark ausgeprägt ist, infrage kommen. Hier ist eine Nutzen-Risiko-Abschätzung nötig.
Da die meisten kutanen UAW eher mild verlaufen und spontan abheilen, reicht es in der Regel aus, die Symptome zu behandeln. Bei leichten Beschwerden kann das Apothekenteam kühlende Umschläge, juckreizstillende Externa oder Antihistaminika zum Einnehmen empfehlen. In schwereren Fällen sind topische Glucocorticoide (wie Betamethason-Creme) kurzfristig sicher und können die Symptome lindern. Selten ist eine orale oder intravenöse Therapie mit Glucocorticoiden erforderlich. Darüber entscheidet dann der Arzt (4, 7).
Am besten ist es, wenn Patienten eine erneute Exposition gegenüber dem verantwortlichen Medikament vermeiden. Manche Menschen tolerieren allerdings die erneute Anwendung auch. Das kann daran liegen, dass das Medikament für die Symptome gar nicht verantwortlich gewesen oder die Arzneimittelempfindlichkeit im Lauf der Zeit zurückgegangen ist. Möglicherweise beruhte die Hautreaktion auch auf einer Grunderkrankung, die nun abgeklungen ist.
Grundsätzlich können auch Hilfsstoffe Allergien oder Überempfindlichkeitsreaktionen auslösen. Patienten mit bekannten Allergien sollten daher bei jedem neuen Arzneimittel die Liste der sonstigen Bestandteile prüfen oder das Apothekenteam nach der Zusammensetzung fragen. Bei plötzlichen Hautveränderungen sollten Apotheker die Pharmakotherapie überprüfen und dabei besonders auf Arzneimittel achten, die für kutane Nebenwirkungen bekannt sind und die erst kürzlich neu dazukamen (4).
Nicole Schuster studierte zwei Semester Medizin, dann Pharmazie und Germanistik in Bonn und später in Düsseldorf. Während ihres Studiums machte sie Praktika bei verschiedenen wissenschaftlichen Verlagen. Nach der Approbation absolvierte Schuster ein Aufbaustudium in Geschichte der Pharmazie in Marburg und wurde 2016 zum Doktor der Naturwissenschaften promoviert. Die PZ-Leser kennen Schuster als Autorin zahlreicher Fachbeiträge.