Viele Arzneimittel greifen die Haut an |
Kutane UAW können chronisch verlaufen und als dermatologische Erkrankungen erscheinen. Die Herausforderung besteht darin, die medikamentöse Ätiologie von einer »klassischen« Dermatose abzugrenzen (26).
Ein Beispiel für eine arzneimittelinduzierte Hauterkrankung ist die Weißfleckenkrankheit Vitiligo. Sie wird insbesondere mit einer Anti-TNFα-Therapie in Zusammenhang gebracht. Anhand von Daten aus der koreanischen National-Health-Insurance-Claims-Datenbank von 2007 bis 2016 zeigten Forscher aus Südkorea, dass die Therapie das Risiko für Vitiligo erhöhen kann. Besonders hoch war es für jüngere Patienten und mit Etanercept behandelte Personen.
Die Forscher nahmen als eine mögliche Ursache an, dass eine langfristige TNF-Hemmung zu einem Ungleichgewicht im Zytokinhaushalt führt. Da das komplexe Zusammenspiel verschiedener Zytokine an der Pathogenese einer Vitiligo beteiligt ist, könnte die Hemmung eines Zytokins das Gleichgewicht stören und möglicherweise die Depigmentierung auslösen (27).
Eine Vitiligo als Arzneimittelfolge: Besonders die Therapie mit TNF-α-Inhibitoren wird damit in Zusammenhang gebracht. / Foto: Getty Images/kali9
Unter einer Therapie mit Dupilumab sind kutane Nebenwirkungen ebenfalls nicht selten. Eingesetzt wird der monoklonale Antikörper bei der atopischen Dermatitis, bei schwerem Asthma und einigen weiteren Indikationen. Als unerwünschte Wirkungen wurden Gesichtsröte, Psoriasis, Alopecia areata, Schälung der Haut, Parapsoriasis und Vitiligo gemeldet, wie eine retrospektive Analyse von 916 Patientenakten der Universitätshautklinik in Neapel zeigte (28, 29).
Checkpoint-Inhibitoren können gelegentlich die Autoimmunkrankheit bullöses Pemphigoid auslösen, bei der die Haut prall gefüllte Blasen bildet. Die genauen Zusammenhänge und die Pathogenese sind noch nicht erforscht (30).
Weiterhin kann Lupus erythematodes medikamentös induziert werden. Es handelt sich um eine Typ-III-Reaktion, die unter anderem durch α-Methyldopa, Infliximab, Etanercept, Isoniazid oder Phenytoin ausgelöst werden kann. Symptome sind Fieber, allgemeine Schwäche, Lymphknotenentzündung und Rötungen an Wangen und Nase (»Schmetterlingserythem«) (24).
Foto: Getty Images/Steven Puetzer
Nicht jeder verträgt Wundschnellverbände. Verantwortlich für die Kontaktallergie, die sich mit Symptomen wie Rötung, Juckreiz, schmerzender und rissiger Haut sowie Quaddeln äußern kann, sind meistens Klebstoffe.
Zinkoxid-Kautschuk ist als Klebemasse verbreitet und hat eine hohe Klebekraft, was das Abnehmen des Pflasters jedoch schmerzhaft machen kann. Der verwendete Kautschuk kann natürlicher oder synthetischer Herkunft sein. Produkte mit natürlichem Kautschuk (Latex) können Allergene enthalten, auf die einige Menschen reagieren. In der Klebemasse enthaltene Harze und Weichmacher wie Wollwachs sind weitere mögliche Ursache für Unverträglichkeitsreaktionen, ebenso Dispersionsmittel oder Rückstände.
In den als hypoallergen bezeichneten Wundschnellverbänden wird als Klebemasse häufig Polyacrylat verwendet. Die Klebekraft ist geringer als bei Kautschuk und die Pflaster lassen sich leichter wieder von der Haut ablösen. Pflaster mit Silikonklebemasse gelten als besonders hautschonend. Wer jeglichen Kontakt mit Klebematerialien vermeiden will, kann auch eine Wundkompresse auflegen und diese mit einem Verband fixieren. Eine weitere Alternative sind Sprühpflaster. Hier bildet ein Polymer nach Verdampfen des Lösungsmittels einen schützenden Film über der Wunde.
Ein Epikutantest beim Arzt kann Gewissheit verschaffen, auf welches Material genau die Betroffenen reagieren. Der Test ist vor allem für Menschen empfehlenswert, die ein System zur kontinuierlichen Glucosemessung nutzen oder als Träger einer Insulinpumpe dauerhaft auf Pflaster angewiesen sind.
Literatur: 36–38