Viel Bürokratie und langwierige Verfahren |
Dabei ist die Zahl ausländischen Ärztinnen und Ärzte vergangenes Jahr auf eine neue Höchstmarke gestiegen – auf knapp 64.000. Nach einer verlangsamten Zuwanderung während der Corona-Pandemie steigt ihr Zuzug wieder, wie die Vizepräsidentin der Bundesärztekammer, Ellen Lundershausen, sagte. »Die Einwanderung von ausländischen Ärztinnen und Ärzten wird sich voraussichtlich auch in den kommenden Jahren fortsetzen.« Syrien lag bei den Herkunftsländern im Jahr 2023 vorn (6120 Ärztinnen und Ärzte), gefolgt von Rumänien (4668), Österreich (2993), Griechenland (2943), Russland (2941) und der Türkei (2628).
»Seit rund eineinhalb Jahren erleben wir einen großen Anstieg aus der Türkei«, berichtet die Leiterin der Gutachtenstelle für Gesundheitsberufe, Carola Dörfler. Die verbreitete Unzufriedenheit mit der politischen und wirtschaftlichen Lage in dem Land könne der Grund sein. Seit rund einem Jahr steigen auch die Bewerberzahlen ukrainischer Kriegsflüchtlinge.
In Dörflers Einrichtung überprüfen unter anderem Ärzte und Therapeuten sowie Dokumentare und Dokumentarinnen im Auftrag der Bundesländer die eingereichten Abschlüsse und Dokumente auf ihre Gleichwertigkeit in Deutschland. In vielen Regionen wird auch einiges für den Zuzug ausländischer Ärzte getan. So gewann das Klinikum in Neubrandenburg mit einem Programm der Agentur für Arbeit elf Jung Medizinerinnen und Mediziner aus Mexiko zur weiteren Qualifikation. Baden-Württemberg will die Verfahren per gebündelter Behörden-Anlaufstelle erleichtern, Bayern auch mit künstlicher Intelligenz.
Doch statt Freude herrscht vielerorts Frust. »Der Anstieg der Bewerberzahlen aus der Türkei und der Ukraine hat zu einem Stau geführt«, räumt Gutachtenstellen-Leiterin Dörfler ein. »Die Personalausstattung der Behörden hinkt der Entwicklung hinterher.« Die Dauer der Gleichwertigkeitsprüfung in ihrem Haus: ein halbes Jahr, acht Monate oder vereinzelt bis zu einem Jahr. Ärztekammer-Vizepräsidentin Lundershausen sagte: »Zweifelsohne besteht aufgrund des komplexen Anerkennungsverfahrens die Gefahr langer Wartezeiten oder Hängepartien.« Häufig erschienen die Abläufe der verschiedenen Behörden widersprüchlich.
Von den praktischen Problemen kann Elitsa Seidel ein Lied singen. Mit ihrer Mainzer Agentur »inmed personal« hilft sie Bewerberinnen und Bewerbern bei der Anerkennung. Seidel beklagt die unterschiedlichen Anforderungen in den Bundesländern – von der Form der Beglaubigung der Unterlagen bis hin zur Wartezeit auf die ebenfalls nötige Fachsprachprüfung. »Das dauert zwei Monate bis zu einem halben Jahr.«
Manche Bewerberinnen und Bewerber gerieten in einen Teufelskreis. »Die Kliniken brauchen Planungssicherheit und akzeptieren daher nur voll anerkannte Bewerber«, so Seidel. Viele Approbationsbehörden verlangten aber einen Einstellungsnachweis, bevor sie den Antrag überhaupt bearbeiten - vor allem, wenn die Ärzte noch keinen deutschen Wohnsitz haben.
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