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Ob es um Medikamente gegen Brustkrebs geht, um jährlich millionenfach eingesetzte Narkosemittel oder um Impfstoffe gegen Corona: Sie alle wurden mit Hilfe von Tierversuchen entwickelt. Doch die biomedizinische Forschung ohne Tiere entwickelt sich weiter, neue Hightech-Methoden kommen hinzu – was Forderungen lauter werden lässt, auf Tierversuche zu verzichten. Wo steht die Wissenschaft dazu heute? Ist ein Ausstieg aus der Forschung mit Tieren überhaupt vorstellbar?
»Forschung arbeitet zwangsläufig mit Modellen, so auch die biomedizinische Forschung«, erläutert Dr. Stefan Hippenstiel, Professor für Infektiologie und Pneumologie an der Charité in Berlin. In der Humanmedizin könne man bestimmte Dinge aus ethischen und praktischen Gründen nicht untersuchen und greife deswegen zum Tiermodell.
Roman Stilling von der Initiative »Tierversuche verstehen« ergänzt, dass es zwar Alternativen gebe wie Computer-Simulationen und 3D-Zellkulturen. Aber wenn es um das Zusammenspiel im Körper gehe, etwa die Erforschung von Nervensystem oder Immunsystem, dann stießen diese an Grenzen. »Diese Prozesse sind zum Großteil noch unverstanden, das muss man leider sagen.« Deswegen seien dafür Tierversuche nötig.
Gaby Neumann vom Verein »Ärzte ohne Tierversuche« hält dagegen: »Tierversuche sind eine sehr veraltete Methode.« Die Forschung tue sich schwer mit neuen Methoden, weil Tierversuche eine lange Tradition hätten und junge Forschende kaum in tierversuchsfreien Verfahren ausgebildet würden.
Die meisten Tiere werden für die Grundlagenforschung und angewandte Forschung genutzt, andere für Qualitätskontrolle und Giftigkeitsprüfungen. Das geht aus dem »Kompass Tierversuche« hervor. So wurden etwa die Sicherheit und Wirksamkeit der ersten mRNA-Impstoffe in Europa gegen das Coronavirus an Tieren überprüft.
Die Zahl der eingesetzten Tiere in Deutschland sinkt laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung seit einigen Jahren. 2023 waren es rund 2,13 Millionen Wirbeltiere und Kopffüßer. Mit Abstand am häufigsten waren es Mäuse (circa 1,64 Millionen), aber auch Zebrafische (142.000), Kaninchen (68.000), Haushühner (14.000) und Schweine (11.000).
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.