»Versorgungsauftrag in Gefahr« |
Christina Hohmann-Jeddi |
20.11.2019 15:20 Uhr |
Die Zeit drängt: Aufgrund der Lieferengpässe bei versorgungsrelevanten Arzneimitteln sehen die Apotheker umgehenden politischen Handlungsbedarf. / Foto: Adobe Stock/mdi
»Die Resolution soll ein politisches Signal sein«, erklärte Lutz Gebert, Apotheker aus Altenburg, in der Versammlung. Trotz medialer Aufmerksamkeit für das Thema Lieferengpässe, sei es notwendig, dass die Apothekerschaft signalisiere, wie wichtig das Thema ist. »Nicht nur, dass die Zahl der Lieferengpässe explodiert ist«, sagte Gebert. Es sei zunehmend auch kein Grund mehr für die Verknappung zu erkennen. Die Situation habe sich soweit verschärft, dass inzwischen auch die Arzneimitteltherapie beeinträchtigt ist und das Patientenwohl gefährdet sein kann. »Wir sehen unseren Versorgungsauftrag in Gefahr«, sagte Gebert. »Was nutzt uns die Flächendeckung, wenn wir die Arzneimittel nicht haben.« Die Apothekerschaft sollte ihre Stimme erheben und die Politik zum Handeln auffordern.
Die bisherigen Maßnahmen, um das Problem zu beheben reichten nicht aus. Daher fordern die Thüringer Apotheker in ihrer Resolution unter anderem, dass grundsätzlich alle Teilnehmer der Lieferkette gesetzlich dazu verpflichtet werden sollten, die Nichtlieferbarkeit von Arzneimitteln mit deren Ursache und dem voraussichtlichen Zeitraum des Engpasses in einer zentralen Datenbank online bereit zu stellen. Dann würde auch deutlich, wenn Hersteller selektiv einzelne Großhändler beliefern, die gute Konditionen bieten, sagte Stefan Fink, Vorsitzender des Thüringer Apothekerverbands. Dies war etwa in der Valsartankrise zu beobachten. Weiterhin fordern die Apotheker eine Verpflichtung der Hersteller zur Bevorratung mit wichtigen Wirkstoffmengen. Auch Apotheker seien zu einer Bevorratung verpflichtet, hieß es in der Diskussion. Der Bedarf für eine Woche sollte vorrätig gehalten werden. Mittlerweile seien es zum Teil schon Monate, die abgedeckt werden müssten, um die Patienten ordentlich versorgen zu können.
Auch die Wirkstoffproduktion in EU-Länder zurückzuholen und die Exporte von Arzneimitteln bei Engpässen zu verbieten, was in anderen europäischen Ländern bereits möglich ist, halten die Apotheker für sinnvolle Maßnahmen. In einer solidarischen Europäischen Union wäre im Gegenzug auch die Streichung der Importquote geboten, um nicht Arzneimittel in den Herkunftsländern der Importe zu verknappen.
In der Diskussion zur Resolution gab der Präsident der Landesapothekerkammer (LAKT), Ronald Schreiber, zu Bedenken, dass inzwischen alle Bereiche der Arzneimittel betroffen seien: neben Rabatt-Arzneimitteln auch Originale und sogar Grundsubstanzen für die Rezeptur. Die Lieferengpässe machten »unsäglich viel Arbeit« und werfen Probleme in der Arzneimittelversorgung auf. Daher sei es wichtig, dass die Apotheker ein Signal setzten. Die Resolution wurde einstimmig bei einer Enthaltung angenommen.