Vernichtendes Urteil für Husten- und Bronchialtees |
Daniela Hüttemann |
22.11.2019 15:48 Uhr |
Eine Tasse Tee tut gut, auch wenn eine Linderung von Erkältungssymptomen nicht mit harter Evidenz belegbar ist. / Foto: Adobe Stock/andrey gonchar
Eingekauft haben die Tester 18 Arzneitees mit der Indikation Husten aus Apotheken, Drogerien, (Bio-)Supermärkten, Reformhäusern und Discountern. Was die Wirksamkeit angeht, kommt die Zeitschrift wenig überraschend zu diesem Ergebnis: »Für keinen Tee im Test liegen aus unserer Sicht ausreichende wissenschaftliche Belege vor, dass ein Aufguss daraus Erkältungsbeschwerden lindert.« Ökotest bewertet daher alle Präparate bestenfalls mit »ausreichend«. Immerhin lassen sich die Autoren zu der Aussage hinreißen: »eine Tasse Tee tut gut, wenn der Hals kratzt oder der Husten quält«. Man solle das angenehme Aroma und die Wärme der kaum belasteten Tees genießen, aber nicht zu viel erwarten.
Hilft nicht, schadet aber auch nicht? Sieben der Tees enthielten laut Ökotest-Analyse Pyrrolizidinalkaloide. Diese natürlichen Abwehrstoffe können in wild gesammelten Korbblütlern selbst enthalten sein oder durch mitgeerntete Unkräuter in den Tee gelangen. Sie gelten als leberschädigend und potenziell krebserregend. Die Europäische Arzneimittelagentur empfiehlt pro Tagesdosis einen Höchstwert von 0,35 µg für eine 50 Kilogramm schwere Person. Laut Ökotest überschreiten zwei Präparate diesen Wert: der Kneipp Husten-Bronchial Tee sowie der Salus Kräutertee Nr. 9a Hustentee. Weitere fünf Tees würden die tolerierte Menge zu mehr als der Hälfte ausschöpfen, darunter auch der Salus Kräutertee Nr.8 Bronchialtee, der H&S Arzneitee Nr. 8 und der Aurica Bronchial Tee N. »Anbau und Ernte entscheiden maßgeblich darüber, wie hoch die Pyrrolizidinalkaloide im Tee sind. Die Produzenten müssen hier sorgfältiger werden«, kritisiert die Ökotest-Redakteurin.
Der einzige von 18 untersuchten Tees ohne Pestizide ist der Heumann Bronchialtee, der allerdings Spuren von Pyrrolizidinalkaloiden enthält. Alle anderen Präparate enthalten der Ökotest-Untersuchung zufolge bis zu neun Pestizide, teils in Spuren, teils erhöht. Spitzenreiter ist hier das H&S-Produkt. In zwei Tees, einem von Aldi und dem von Salus Nr. 8, fanden die Tester sogar DEET.
Einen allgemeinen Artikel zur Hausapotheke hat diese Woche die Stiftung Warentest in ihrer Zeitschrift »Test«. Sie beruft sich dabei auf die Bewertungen in der eigenen Datenbank. Folgendes gehört aus Sicht von Stiftung Warentest zur Grundausstattung: Gegen Schmerzen und Fieber werden Ibuprofen, Paracetamol oder ASS empfohlen. Gegen Erkältung könnten abschwellende Nasensprays oder -tropfen, Dextromethorphan gegen Reizhusten und - mit schwacher Evidenz - Ambroxol, ACC, Efeu oder Thymian als Hilfe zum Abhusten bevorratet werden. Gegen Halsschmerzen empfiehlt Stiftung Warentest zuckerfreie Halsbonbons oder Pastillen mit Emser-Salz sowie eingeschränkt Halsschmerztabletten mit Lidocain oder Ambroxol. Im Fall von Durchfall sollten Elektrolytmischungen und möglicherweise Loperamid vorrätig sein. Zur Wundbehandlung gehört ein desinfizierendes Mittel mit Povidon-Iod oder Octenidin/Phenoxyethanol in die Hausapotheke sowie zur Unterstützung der Wundheilung Cremes oder Salbe mit Dexpanthenol oder Zinkoxid; zudem Verbands- und Hilfsmittel wie Wundpflaster.
Je nach Bedarf sei es gut, Mittel gegen Übelkeit, Verstopfung, Sodbrennen, Schlafprobleme, Allergien und Juckreiz im Haus zu haben. Darüberhinaus sind die Bedürfnisse besonderer Personengruppen wie Kinder, Senioren und Schwangere zu beachten.