Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign
Akuter Notfall

Vergiftungen im Haushalt

Vergiftungen, Verätzungen, Verletzungen: Die meisten Unfälle passieren im Haushalt und im Garten. Daher müssen auch Apotheken auf entsprechende Fragestellungen vorbereitet sein, so zum Beispiel, wenn eine besorgte Mutter schildert, dass ihr Kind versehentlich ein Reinigungsmittel beziehungsweise unbekannte Beeren und Früchte gekostet hat.
AutorKontaktAnne Stürzebecher
Datum 22.11.2020  08:00 Uhr

Cave! Bedarfsgegenstände

Wie sich ebenfalls in der Abbildung 4 erkennen lässt, finden sich neben Wasch- und Reinigungsmitteln sowie Kosmetika in jedem Haushalt eine Vielzahl anderer Erzeugnisse, die zu Vergiftungsunfällen führen.

Tabakprodukte scheinen zwar auf den ersten Blick unattraktiv für Kinder, werden aber dennoch häufig gekostet oder verschluckt. Eine mögliche Erklärung dafür ist das Nachahmungsverhalten insbesondere von Kleinkindern: Diese beobachten, wie sich Erwachsene – in den meisten Fällen die Eltern – oftmals mehrmals täglich eine Zigarette in den Mund stecken. Da sie das Rauchen noch nicht vom Essen unterscheiden können, denken sie folglich, das müsse etwas sehr Leckeres sein – und wollen auch probieren. Da das in Tabak enthaltene Nikotin gut wasserlöslich ist und bereits in geringen Mengen Symptome auslösen kann, ist in jedem Fall ein Giftinformationszentrum zu kontaktieren.

Kohlenanzünder ist gerade in den Sommermonaten in fast jedem Haushalt zu finden. Meist wird die feste Variante verwendet, aber auch flüssiger Grillanzünder kommt häufig vor. Hier unterscheidet sich das von den verschiedenen Varianten ausgehende Risiko signifikant. Während bei festen Anzündprodukten der Brennstoff – in der Regel aliphatische Kohlenwasserstoffe – an eine feste Matrix gebunden ist und nach Verschlucken maximal Magen-Darm-Beschwerden verursacht, besteht bei den flüssigen Anzündern erhebliche Aspirationsgefahr.

Generell sollte auch hier kein Erbrechen ausgelöst werden. Denn: Nach dem Erbrechen, unter Umständen aber aufgrund ihrer niedrigen Oberflächenspannung bereits beim Verschlucken, können die Erdöldestillate in die Atemwege gelangen und dort eine sogenannte chemische Pneumonitis hervorrufen. Dieses Krankheitsbild tritt auch nach Ansaugen von Benzin aus Fahrzeugtanks sowie bei Feuerschluckern häufig auf und bedarf immer einer Behandlung im Krankenhaus.

Knicklichter oder Leuchtstäbe sind besonders im Herbst und Winter beliebt und ziehen gerade Kleinkinder auf der Suche nach Spielzeug magisch an. In den meisten Fällen wird das Knicklicht aufgebissen, sodass ein Teil der Flüssigkeit in den Mund gelangt beziehungsweise geschluckt wird.

Zwar besteht die Leuchtflüssigkeit aus Chemikalien wie Phthalaten und Wasserstoffperoxid, die reizend wirken können, aufgrund der geringen Mengen ist jedoch bis zum Inhalt eines ganzen Knicklichtes selbst beim Kleinkind nicht mit schweren Vergiftungssymptomen zu rechnen. Gastrointestinale Beschwerden sind möglich, können meist aber auch durch Laien behandelt werden.

Gelangt die Flüssigkeit ins Auge, so ist dort die Reizwirkung unter Umständen deutlicher ausgeprägt. Wie bei allen Expositionen am Auge sollten eine sofortige Augenspülung – wie oben beschrieben – und bei anhaltender Reizung auch die Vorstellung beim Augenarzt erfolgen.

Haushaltsentkalker enthalten meist schwache organische oder anorganische Säuren in nicht ätzenden Konzentrationen. Es gibt jedoch auch einzelne Konzentrate mit höheren Säureanteilen, die unverdünnt ätzend wirken können.

Zumeist kommt es zu Expositionen, wenn die Kaffeemaschine oder der Wasserkocher mit einem Entkalker behandelt und anschließend nicht ausgeleert beziehungsweise ausgespült wurde. In diesen Fällen ist das Mittel schon verdünnt und kann beim Verschlucken maximal reizend auf den Magen-Darm-Trakt wirken.

Vorsicht ist jedoch geboten, wenn mit der gebrauchten Entkalkerlösung Säuglingsnahrung zubereitet wird. Insbesondere bei jungen Säuglingen, die mit größeren Säuremengen konfrontiert wurden, kann es zu einer resorptiven Azidose kommen. Bei größeren Säuglingen und Kleinkindern besteht diese Gefahr maximal bei Verwendung sehr konzentrierter Lösungen. Zur Einschätzung der Gefährdung sollte deshalb immer eine Dosisrechnung erfolgen und Säuglinge mit einer aufgenommenen Säuremenge von rechnerisch über 200 Milligramm je Kilogramm Körpergewicht zur Kontrolle der Blutgase in die nächste Kinderklinik geschickt werden.

Auch Knopfbatterien, wie sie in Spielzeug, Taschenlampen oder Hörgeräten verwendet werden, können eine Gefahr darstellen, wenn sie verschluckt werden. Meist sind Kleinkinder betroffen. Allerdings kommt es auch vor, dass Senioren kleine Hörgerätebatterien mit Tabletten verwechseln und »einnehmen«.

Beim Verschlucken können Knopfbatterien in der Speiseröhre steckenbleiben und dort zu einer Schädigung führen. Zum einen kann es durch den Druck auf die Schleimhaut eine Gewebeschädigung bis hin zur Drucknekrose geben, zum anderen kann – im Übrigen auch noch bei bereits entladenen Batterien – durch Stromfluss am negativen Pol (Kathode) der Knopfzelle Natronlauge (NaOH) entstehen, wodurch eine Laugenverätzung möglich ist.

Wird dies nicht rechtzeitig bemerkt und die Batterie entfernt, sind schwere bis lebensbedrohliche Symptome möglich und auch Todesfälle wurden beschrieben (3). Daher muss auch schon beim Verdacht auf eine Ingestion immer eine Vorstellung im Krankenhaus erfolgen, damit die Knopfzelle lokalisiert sowie gegebenenfalls geborgen werden kann. Um keine wertvolle Zeit zu verlieren, sollte besonders bei Risikopatienten immer der Rettungsdienst alarmiert werden.

Im Gegensatz dazu besteht bei anderen haushaltsüblichen Batterien meist vom Typ AA oder AAA beim Verschlucken vordergründig ein sogenanntes Fremdkörperproblem. Das heißt, die Batterien können je nach Größe und Lage im Gastrointestinaltrakt zum Passagehindernis werden. Der Batterieinhalt ist bei intakten Batterien aus toxikologischer Sicht dann nicht relevant.

Während die bisherigen Noxen vorwiegend bei Kleinkindern und anderen Risikogruppen zu akzidentellen Expositionen führen, soll an dieser Stelle noch eine mehrheitlich bei Erwachsenen angefragte Produktgruppe angesprochen werden: Frostschutzmittel, die meist Alkohole wie Ethanol und Ethylenglykol enthalten und als Kühler- beziehungsweise Scheibenfrostschutz für Fahrzeuge angeboten werden. Auch hier kommt es häufig zu Vergiftungen durch die falsche Handhabung dieser Mittel.

Die anwendungsfertigen Produkte der Konzentrate, die vor Gebrauch mit Wasser verdünnt werden müssen, werden – ähnlich wie Reiniger – oftmals in Getränkeflaschen umgefüllt, die im Auto aufbewahrt werden. So passiert es immer wieder, dass (Mit-)Fahrer bei Durst zu der zumeist auch noch unbeschrifteten Flasche greifen. Zu Expositionen kann es kommen, wenn der Kühlerfrostschutz aus einem Fahrzeug über einen Schlauch angesaugt und dabei versehentlich verschluckt wird. Weil insbesondere Ethylenglykol schwere Nierenschädigungen auslösen kann, werden auch hier immer die Rücksprache mit dem Giftnotruf und meist eine Klinikvorstellung empfohlen.

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa